Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

1/2024 27 Das Heilige Grab in Eichstätt – „Jerusalem im Altmühltal“ Robert Jauch ür einige Verblüffung unter Pilgern, die ich durch die Grabeskirche führen durfte, sorgte allermeist der Hinweis: „Sie stehen hier zwar vor dem Heiligen Grab Jesu in Jerusalem, aber wenn Sie einen Eindruck davon bekommen wollen, wie es hier im Mittelalter ausgesehen hat, dann sollten Sie nach Eichstätt fahren, um sich den dortigen Heilig-Grab-Bau in der ehemaligen Kapuzinerkirche anzuschauen.“ Das eigentliche Grab Jesu lag unweit der Kreuzigungsstätte außerhalb der Stadt. Es war, wie die Heilige Schrift bezeugt, im Eigentum des Josef von Arimathäa, der es ursprünglich für sich selbst hatte errichten lassen. Es handelte sich um ein in den natürlichen Felsen geschlagenes Grab, das zum Eingang hin mit einem Rollstein verschlossen wurde. Die ersten Zeugen aus der Zeit der Grablegung Christi bewahrten dieses Grab natürlich in lebhafter Erinnerung. Später wurde das dieses Grab umgebende Gestein abgetragen, und das Grab erhob sich dadurch auf dem Untergrund. Der römische Kaiser Konstantin errichtete im vierten Jahrhundert über diesem Grab eine majestätische Rotunde mit offenem Dach. Dieses Mausoleum, das zweifellos bedeutsamste der Christenheit, umschloss das Grab Jesu und damit auch den allerheiligsten Ort seiner Auferstehung. Er war mit einer repräsentativen fünfschiffigen Basilika verbunden, die am 13. September 335 feierlich eingeweiht worden ist. Daran erinnert bis heute das liturgische Fest der Kreuzerhöhung. Der das Grab Jesu umhüllende Felsen ist mehrmals zerstört und dem Erdboden gleichgemacht worden. Während die Eroberungen Jerusalems durch die Perser und Muslime im 7. Jh. den ausgestalteten Grabfelsen noch weitgehend unbehelligt ließen, war es unter dem Kalifen al-Hakim nach der Jahrtausendwende um den ehrwürdigen Bau, die Ädikula, geschehen. Verschiedene Neuaufbauten aus dem 11. Jh. bis zum 16. Jh. hatten eines gemeinsam: die ursprüngliche Stelle des Heiligen Grabes blieb Orientierungspunkt und auch das Bodenniveau sollte nicht einfach durch Schuttanhäufung erhöht werden. So kam es nach einem schweren Brand Anfang des 19. Jh. in der Rotunde auch zur Zerstörung der Ädikula. Das heutige Erscheinungsbild des Heiligen Grabes geht auf den von den Griechen eingesetzten Architekten Michael Komnenos aus Istanbul zurück. Es entstand ein „göttliches Gemach“ im Stil des türkischen Rokoko. Diese Ädikula besteht bis heute, konnte aber F Äußeres der ehemaligen Kapuzinerkirche Eichstätt

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