Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

28 1/2024 IM LAND DES HERRN nach langem Ringen der beteiligten Konfessionen in den letzten Jahren grundlegend saniert und konserviert werden und wurde an Ostern 2017 wieder seiner liturgischen Bestimmung übergeben. Aus der Zeit des Lateinischen Königtums Prof. Gustav Dalman (Das Grab Christi in Deutschland, Leipzig 1922. S. 56–65), einer der besten Kenner der Materie, bezeichnet das Heilige Grab in Eichstätt als einen Glücksfall, weil es uns am Genauesten das Jerusalemer Original aus der Zeit des Lateinischen Königtums vor Augen führt. Pilgerberichte aus dem 15. Jh. bestätigen das. Dalman, der 1916 exakte Vermessungen in Eichstätt vorgenommen hat, kennt sozusagen jeden Zentimeter des Eichstätter Heiligen Grabes, weiß aber auch Genaueres über die Entstehungszeit des Klosters zu berichten, in dem die Ädikula errichtet worden ist. Bischof Otto (1182– 1194) bestätigte die Stiftung eines mit Grundbesitz ausgestatteten und den sogenannten Schotten (Schottenklöster entstanden vielerorts bis ins 11./12. Jahrhundert hinein als Niederlassungen irischer Benediktiner) übergebenen Hospizes durch den damals schon verstorbenen Dompropst Walbrun von Reishofen. Walbrun hatte 1147 möglicherweise am Kreuzzug ins Heilige Land teilgenommen und als Erinnerung an seinen Besuch beim geistlichen Zentrum der Christenheit in der Eichstätter Schottenkirche eine maßstabgetreue, wenn auch leicht verkleinerte Nachbildung des Heiligen Grabs errichten lassen. Für verletzte Kreuzzugsveteranen stiftete Walbrun ein dem Kloster angeschlossenes Hospiz. Bischof Otto schenkte selbst Besitzungen, und Papst Coelestin III. nahm das Kloster unter seinen Schutz. Erklärte Aufgabe der Eichstätter Mönche waren die Beherbergung von durchreisenden Pilgern sowie die Verehrung des Heiligen Grabes. Eichstätt unterstand lange Zeit dem Abt von Regensburg, aber das Eichstätter Schottenkloster war schließlich 1460 verwaist und wurde 1493 mit einer Aufhebungsbulle Papst Sixtus’ IV. aufgelöst. Schließlich ließ Bischof Johann Christoph von Westerstetten die Kreuzkirche und die verfallenen Reste des Klosters abreißen und vom Kapuzinerbaumeister P. Stephan von Ellwangen eine neue Kirche errichten, die er 1623 den Kapuzinern übergab. Damit waren die Kapuziner Hüter der einzigen erhaltenen Nachbildung des Heiligen Grabs von Jerusalem. Das Heilige Grab in der Seitenkapelle der Kirche

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