Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

IM LAND DES HERRN 30 1/2024 stätt zu Bayern, Eichstätt wurde Zentralkloster, und 1826 unter König Ludwig I. als Studienkloster wieder errichtet. In den 1980er Jahren bauten die Kapuziner ihr Kloster an der alten Stelle neu, wobei das Heilige Grab und die Kirche erhalten blieben. Mit dem Tod des letzten Altöttinger Bibliothekars der Kapuziner 1997 musste über die Zukunft der Zentralbibliothek, die in Altötting die Eichstätter Bestände aufgenommen hatte, neu befunden werden. Die Kapuziner übergaben schließlich 1999 ihren Bibliotheksschatz von etwa 400.000 Bänden an die Universitätsbibliothek Eichstätt. Zu den bedeutendsten Kapuzinern aus Eichstätt gehörten der fünfmalige Provinzial P. Viktrizius Weiß (1842–1924) und der Journalist, unermüdliche Prediger und Mahner gegen den Nationalsozialismus P. Ingbert Naab (1885–1935). 2009 wurde der Konvent der Kapuziner aufgelöst. Seitdem hat die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt die Klostergebäude gemietet. Seit 2012 leben und wirken in Kloster und Kirche Brüder des Ordens der Passionisten. Die Eichstätter Version des Heiligen Grabes in der Heilig-Kreuz-Kirche wurde übrigens nachgebaut und steht inzwischen auch in der Ukraine im Marienwallfahrtsort Zarvanytsja, direkt nach den Plänen aus Eichstätt. Nach einem Besuch des Erzbischofs und Metropoliten der griechischkatholischen Kirche non Ternopil Vasylij Semenjuk in Eichstätt Anfang der 2010er Jahre entschied man sich dort, diese der jetzigen Version in Jerusalem vorzuziehen. Die Einweihung fand 2018 durch den Patriarchen der ukrainischen griechischkatholischen Kirche, Sviatoslav Shevchuk, in Anwesenheit des Kustos der Franziskaner im Heiligen Land, P. Francesco Patton OFM, statt, der eigens einen Stein aus der Jerusalemer Grabeskirche als Reliquie mitgebracht hatte. Der liturgische Brauch, den zwischen Vorraum und eigentlicher Grabkammer situierten Engelstein, nach Dalman „ein auf dem Boden feststehender Steinwürfel von 56–57 cm Seitenlänge“, in der Osternachtfeier in der Eichstätter Heilig-KreuzKirche einzubeziehen, hat sich bei den Passionisten bis heute erhalten. Auf diesem Stein wird demnach immer noch das Osterfeuer vom Collegium Orientale am Karsamstag um 23.00 Uhr angezündet, und so auch von den Passionisten um 5.00 Uhr früh am Ostersonntag. Welche Botschaft verkündet das Heilige Grab? Als ich 2005 in der Grabeskirche in Jerusalem von einer offenbar jüdischen Besucherin gefragt wurde, was denn an der Ädikula inmitten der Rotunde bedeutsam sei, antwortete ich, dass wir Christen hier das Heilige Grab Jesu Christ verehrten. Die Frau insistierte und ergänzte ihre Frage: „Und was ist wichtig an diesem Grab?“ Meine Antwort: „Dass es leer ist!“ Inneres des Grabbaues; Figur des toten Christus Inneres des Grabbaues; Blick zum Ausgang

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=