Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

1/2024 5 in der Nacht verhört wurde. Ein altes Mosaik in diesem Areal könnte als zusätzliche Stütze dieser Annahme gewertet werden. Die Kreuzfahrer hatten hier eine kleine Kirche, seit 1335 gehört der Ort den Armeniern. Nach dem Unabhängigkeits- und dem Sechs-Tage-Krieg, durch die das Grundstück schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, begannen die Armenier mit dem Bau einer neuen, dem Erlöser (Salvator) geweihten Kirche. Der Bau wurde nach einiger Zeit gestoppt, angeblich weil die nötigen Baugenehmigungen nicht vorlagen. Geht man außerhalb der Stadtmauer nach rechts (Westen) weiter, kommt man bald darauf an ein Tor. Dahinter befindet sich ein Friedhof, der bis ins 19. Jh. der Friedhof des lateinischen Gemeinde war. Heute noch dient er als letzte Ruhestätte der Franziskaner. Lässt man stattdessen das armenische Gelände zur Rechten und geht vom Zionstor aus nach Süden (von der Altstadt weg), kommt man nach wenigen Schritten zu einer Weggabelung und hat zwischen beiden Wegen ein graues Metalltor vor sich. Dahinter verbirgt sich das Franziskanerkloster Cenacolino (ital. „Abendmahlssälchen“). Die Franziskaner waren zwar und sind immer noch bemüht, den Abendmahlssaal wieder seiner eigentlichen Bestimmung zurückzuführen, nämlich als Ort der Eucharistiefeier, begnügen sich aber einstweilen mit einer kleinen Niederlassung wenige Meter davor, die sie 1936 erwerben konnten. Dieses Klösterchen geriet 1948–1967 in die Verödung des Niemandslands zwischen den Grenzen. 1981 wurden darin zwei Kapellen eingerichtet. Die größere von beiden liegt, wie der Abendmahlssaal, im Obergeschoß und ist mit einer Abendmahlsgruppe und einer Statue der Gottesmutter des italienischen Franziskaners Andrea Martini (1917–1996) ausgestattet. 2013/14 wurde der Konvent renoviert und die beiden Kapellen von den italienischen Künstlern Michele Canzoni und Rossella Leone neu gestaltet. Sie stehen Pilgergruppen für Gottesdienste offen. Nimmt man an der Weggabelung den rechten Weg, zweigt kurz danach noch einmal rechts die Gasse ab, die zum Eingang der Dormitio führt. Lässt man diese zur Rechten, sieht man bald links den (heutigen) Eingang zum Abendmahlssaal. Der Abendmahlssaal Der Abendmahlssaal Eingang zum armenischen Gelände (Kajaphas-Palast) Friedhof der Franziskaner auf dem Zion, ehemals auch Pfarrfriedhof

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