IM LAND DES HERRN 16 2/2024 Grabkapelle in das liturgische Leben an der Marienkirche zu wissen. J. Haupt („Kronjuwel Gottes. Die Marienkirche in Gelnhausen“, Kassel 1982) zitiert eine Quelle um das Jahr 1490: „… das Begraben des Cruzifixes, welches am Charfreytag in einer Procession herumgetragen, mit Singen und Niederfallen geehret, und endlich mit Sammet und Seiden gekleidet, in das H.Grab geleget zu werden pflegte. Welches heilige grab noch hiesigen Orts auf dem Pfarr-Kirch-Hof zu sehen …“ Somit folgen wir mit dieser kurzen Beschreibung einer Linie, was die liturgischen Feiern am Heiligen Grab betrifft: schon die Pilgerin Egeria berichtet über die Zeremonien der spätantiken Osterliturgie, später entwickelt sich im mittelrheinischen Raum eine spezielle Osterliturgie, die sicher auch Vorbild für umliegende Gegenden war. Mit der Reformation verlor der Grabbau natürlich an Bedeutung, wurde aber immerhin weiter in Ehren gehalten und auch baulich erhalten. Die Lage neben der Hauptkirche der Stadt auf dem die Kirche umgebenden Friedhof war bis in das 19 Jh. ein gewisser Schutz. Als vor 200 Jahren das Gelände um die Kirche neu gestaltet wurde, musste das enge, noch mittelalterliche Straßennetz modernisiert werden. Die Post- und Handelsstraße von Frankfurt am Main nach Leipzig führte direkt an der Nordflanke der Marienkirche vorbei, und diese Straße war stark frequentiert. So sollte der Weg im nordöstlichen Bereich der Marienkirche begradigt werden und das Heilige Grab stand zum Abbruch. Das rief das kunstsinnige Landgrafenpaar FriedrichVI. Joseph von Hessen-Homburg (1769–1829) und seine Frau Elizabeth, geborene Prinzessin von Großbritannien und Irland (1770–1840) auf den Plan: sie hörten vom Verkauf des Bauwerks und ließen durch den Freiherrn Gremp von Freudenstein den Bau für die Summe von 500 Gulden kaufen. Der Landgraf erinnerte sich nämlich an Äußerungen seines verstorbenen Vaters, der fälschlicher Weise den Grabbau mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Verbindung brachte. Doch dieser Irrtum trug dazu bei, dass sich die Kapelle bis heute – wenn auch in Bad Homburg – erhalten hat. Denn das Das Heilige Grab auf dem Friedhof der Marienkirche vor 1824 nach J. E. Ruhl
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