Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 2

2/2024 17 19. Jh. wird in Gelnhausen als „Jahrhundert der Spitzhacke“ bezeichnet, in welchem viele Kulturgüter, so unter anderem auch die benachbarte Michaelskapelle (1289 erwähnt!) zerstört wurden. So wurde jeder einzelne Stein des Bauwerkes registriert, der Bau wurde ab dem 3. Juni 1825 niedergelegt und auf 21 Pferdewagen von Gelnhausen nach Homburg (ca. 60 km Entfernung) gebracht. Über diesen „Umzug“ sind wir gut informiert durch eine Akte aus der landgräflichen Kanzlei, welche in Kopien erhalten ist. Man nimmt an, dass die Kapelle in Gelnhausen noch verputzt war – ähnlich der anderen Bauten im Komplex Marienkirche. Doch im 19. Jh. herrschte die Meinung, dass mittelalterliche Bauten grundsätzlich nicht verputzt waren, und so wurde der Bau so errichtet, wie er sich heute noch zeigt. Beim Abbau in Gelnhausen wurde der Grundstein der Kapelle gefunden und in dessen Höhlung eine kleine, konische Glasflasche, die noch mit Wasser gefüllt war. Solche Glasflaschen als „Reliquienbehälter“ sind uns auch von anderen Orten bekannt, so zum Beispiel von einer abgebrochenen Kapelle in Cadolzburg oder vom Vorgängerbau der Michaelskirche in StutenseeBlankenloch. Der Landgraf ließ das in der Glasflasche vorhandene Wasser durch den Chemiker Prof. Morus aus Gießen, der damals Apotheker in Homburg war, untersuchen. Morus schreibt in seinem Gutachten: „Das mir von Sr. Hochfürstl. Durchlaucht… Landgrafen Friedrich Joseph zu Hessen etc. meinem gnädigsten Herrn zur chemischen Prüfung zugeschickte Wasser aus der Flasche, welche sich in dem Grundsteine des von Gelnhausen hierher versetzten Heil. Grabes befindet, ist durch seinen Gehalt so auffallend von unseren gewöhnlichen Brunnen- und Flusswassern verschieden und naht sich so sehr der einzig bekannten Analyse des Wassers des Jordan von dem berühmten Chemiker Marcel, indem es Salzsaures Natrum, Salzsauren Kalk, Salzsauren Talk und Schwefelsauren Kalk, in sehr geringem Verhältnisse zu der Menge des Fluidums, in Verbindung mit einiger vegetablischen Substanz enthält, dass man nicht zweifeln kann, dass diese Flasche in Palästina mit Wasser aus dem Jordan gefüllt worden sey…“ (Bad Homburg Stadtarchiv, Nachlass Heinrich von Silber) Am Ende des 19. Jh.s wurde der Bau wieder renoviert; leider sah man damals den Bau wesentlich als Erinnerung an den Landgrafen und leider wurde der Bau auch lange nur als Abstellraum für Gartengeräte des Friedhofes genutzt. Dieses Schattendasein änderte sich mit Beginn des neuen Jahrtausends: eine breite Öffentlichkeit interessierte sich wieder für die wechselvolle Geschichte dieses Bauwerkes. Das Heilige Grab wurde mustergültig restauriert, und 2004 wurden diese Arbeiten mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet. Wie schon im Foto am Anfang des Artikels zu sehen ist, steht der Sandsteinbau an erhöhter Stelle des Friedhofes und zeichnet sich im Äußeren durch den Zinnenkranz aus, der schon auf den ältesten Darstellungen erkennbar ist. Das Innere orientiert sich am Jerusalemer Original: man tritt zuerst in die sogenannte „EngelsPlan des Heiligen Grabes aus: „Dalmann: Das Grab Christi“, Bibliothek des Kommissariates Heilige Grab Gelnhausen – Bad Homburg Heilige Grab Gelnhausen – Bad Homburg

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