2/2024 21 Bei diesen Arbeiten wurde ein künstlicher Fußboden aufgeschüttet, um den eigentlichen Bodenbelag zu schützen. Im direkten Mauerbereich wurden einige Stellen geöffnet, und es wurden beispielsweise einige Öffnungen zu einem ausgeklügelten Regenwasser-Ableitungssystem sichtbar. Erinnern wir uns, dass die Rotunde eine offene Kuppel besaß, ähnlich der Kuppel des Pantheon in Rom, durch die Niederschläge eindringen konnten. Dem aufmerksamen Besucher werden die kleinen Wasserspeier im oberen Teil des Grabbaues schon aufgefallen sein, die genau diesem Zweck dienten. Durch die im Boden gefundenen Öffnungen wurde das Wasser dann in unterirdische Zisternen abgeleitet, von denen es mehrere im Komplex der Grabeskirche gibt. Der Pilger kann zum Beispiel die „Helena-Zisterne“ besuchen, deren Zugang auf dem Dach der Grabeskirche liegt. Auch auf dem Vorhof der Grabeskirche sind Öffnungen zu zwei riesigen unterirdischen Zisternen zu sehen. Die meist unzugänglichen Zisternen direkt unter der Kirche sind ein Grund für die ständige Feuchtigkeit in der Kirche und damit auch im Konvent der Franziskaner. Als Organist hatte ich ein kleines Zimmer in diesem Konvent: die Feuchtigkeit zersetzte auch den Stein, und damit musste man im Grunde jeden Tag den pulverisierten Stein wegkehren. Dass schon die Baumeister der konstantinischen Zeit das Wasserableitungssystem in die Planung der Kirche aufgenommen haben, zeigt ein „Tunnel“, der sich im Bereich der Franziskaner befindet: unter der Orgelempore beim Magdalena-Altar befindet sich der Einstieg in ein zufällig gefundenes Gewölbe, welches in einen niedrigen Gang (Höhe 1,30 m) mündet. Dieser Gang führt unterirdisch bis zum Felsen des Grabes Christi, wo er in einem „Gully“ endet. Eben dieser „Gully“ konnte bei den Erneuerungsarbeiten 2016/2017 intensiv erforscht werden. Hier verschwand nicht nur das Wasser des „offenen Auges“ der Kuppel, es wurden auch Erde, Sand und Abfall angespült. Schon bei früheren Untersuchungen wurden zahlreiche Mosaiksteinchen gefunden, Reste der einstmals prächtig geschmückten Kirche. Auch die Armenier besitzen Räume im Untergrund. Es ist darum auch ein Ziel der Untersuchungen gewesen, die verschiedenen Räume der verschiedenen Kommunitäten aufzunehmen und zu erforschen, um etwas über die Belastbarkeit des Bodens aussagen zu können. Auch diese Forschungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen, handelt es sich doch um einen Raum mit einer Baugeschichte von immerhin 1700 Jahren. Doch kehren wir zurück zu den Bodenuntersuchungen am Eingang der Grabkapelle. Die umfangreichen und langwierigen Restaurationsarbeiten werden von den drei hauptsächlich für die Kirche zuständigen Gemeinschaften verantwortet und auch finanziert: das griechisch-orthodoxe Patriarchat, das armenisch-apostolische Patriarchat sowie von Seiten der Katholischen Kirche die Franziskaner der Kustodie. Dabei sei erwähnt, dass die völkerrechtswidrige Besatzung der Altstadt durch Israel seit 1967 keinen Einfluss auf den Status der Heiligen Stätten hat: der jordanische König (auch Protektor des „Tempelberges“) hat bei der letzten Renovierung im Jahre 2016 eine erste sehr großzügige Spende für die Renovierung gegeben und damit explizit seine Funktion als Protektor bekräftigt. Natürlich versuchen die israelischen Autoritäten auch hier, unrechtmäßig einzugreifen: als sich vor einigen Jahren ein Stein am Eingang der Edicola um einige Millimeter verschob, sperrten die israelischen Behörden ohne Rücksprache mit den Besitzern (den drei Kommunitäten) den Zugang zur Grabkapelle. Es dauerte keine Stunde, bis der griechisch-orthodoxe Patriarch in der Kirche erschien, gefolgt von einem Vertreter der Kustodie Boden der Grabeskirche Boden der Grabeskirche Arbeiten an einem der Entwässerungskanäle an der Grabkapelle
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