Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 2

2/2024 31 Die Strafworte Als Gott Adam und Eva nach dem Sündenfall zur Rede stellt, machen beide keine gute Figur. Sie bekennen und bereuen nicht, was sie getan haben, sondern schieben ihre Schuld ab. Adam beschuldigt Eva, Eva die Schlange. Jeder und jede suchen einen entlastenden Sündenbock. Gott aber spricht nun über jeden Beteiligten sein Urteil. Die Schlange wird verflucht und muss von nun an in ewiger und tödlicher Feindschaft mit dem Menschen leben. – Eva muss zur Strafe für ihren Übermut in Zukunft ihre Kinder in Schmerzen gebären und ihrem Mann untertan sein. – Adam wird damit bestraft, dass Gott seinetwegen den Ackerboden verflucht. Er wird in Zukunft Dornen und Disteln tragen und der Mensch muss im Schweiße seines Angesichts seinen Lebensunterhalt erarbeiten. Und am Ende seiner Tage muss der aus Staub geschaffene Mensch zum Staub zurückkehren. Mit anderen Worten: Der Verfasser unseres „älteren Schöpfungsberichtes“ erinnert uns an missliche Tatsachen, die es nun einmal in unserem Leben gibt (Schmerzen und Gefahren bei der Geburt, schädliche Einflüsse bei der Arbeit) und er sagt: „Das alles war von Anfang an nicht so geplant! Diese unschönen Dinge hast du dir, lieber Mensch, selbst zuzuschreiben. Sie sind eine Folge deines Übermutes. Und wenn du daraus nichts lernst und weiterhin übermütig mit der Schöpfung umgehst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du dir neue Flüche und Strafen zuziehst!“ (Man muss nicht besonders viel Phantasie haben, um angesichts der modernen Möglichkeiten in Bezug auf Menschenzüchtung und Gen-Manipulation nachdenklich zu werden!). Die Austreibung Nachdem sie Gottes Urteil gehört haben, müssen Adam und Eva das Paradies verlassen. Der Abschied ist irgendwie zwiespältig. Adam und Eva haben durch ihre Sünde das Paradies verscherzt. Aber Gott ist nicht eigentlich böse auf sie. Er betrachtet sie immer noch als seine Kinder und macht ihnen fürsorglich „Röcke aus Fellen und bekleidet sie damit“ (Gen 3,21). Gott gleicht wirklich einem Vater, der sagt: „Mein Sohn (bzw. meine Tochter) muss jetzt seinen eigenen Weg gehen. Das bedeutet Trennung, und die ist schmerzlich. Aber ich will ihn mit meinem Wohlwollen begleiten und ihm alles Gute wünschen, das er in Zukunft braucht!“ (Adam und Eva haben diese guten Wünsche durchaus nötig. Sie haben mit ihren Nachkommen nur sehr bedingt Glück. Ihr Sohn Kain ist immerhin der erste Brudermörder.) Nachwirkungen Wie wir einleitend schon sagten, sind Adam und Eva Figuren, die „Mann und Frau“ schlechthin Pfarrkirche Oberteisendorf: Eva wird von der Schlange versucht und gleichzeitig bedeckt der Paradiesbaum ihre Nacktheit Adam und Eva Adam und Eva

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