8 2/2024 2. Jh.). Zu ihnen kam im Mittelalter noch das Grab des Rabbi Mosche ben Maimon (Maimonides) hinzu. Um 400 wurde hier der Jerusalemer Talmud vollendet; obwohl in Tiberias entstanden, wird er Jerusalemer Talmud genannt, um ihn vom Babylonischen Talmud zu unterscheiden, einer in Mesopotamien (Babylon) entstandenen Parallelüberlieferung. Während der überlieferte Bibeltext jener talmudischen Zeit noch weitgehend ein Konsonantentext war und die Einfügung der richtigen Vokale der Überlieferung und der Kenntnis des Lesers überlassen blieb, begann man im 8. Jh. in Tiberias die Vokale durch Punkte über und unter den Buchstaben anzuzeigen. Diese tiberiensische Punktation setzte sich durch und ist bis heute im hebräischen Bibeltext maßgebend. Im Lauf des 4. Jh.s bekam Tiberias durch die Bemühungen des jüdischen Konvertiten Josef von Tiberias eine Kirche; 451 n. Chr. wird erstmals ein Bischof Johannes erwähnt. Da die Juden von Tiberias 614 mit den Persern gemeinsame Sache gemacht und Kirchen und Klöster zerstört hatten, nahm Kaiser Heraklius nach der Wiedergewinnung des Landes im Jahr 628 an den Juden grausame Rache. Als 635 die Araber Tiberias erobert hatten, wurde Tiberias Hauptstadt des nördlichen Verwaltungsbezirkes. 749 und 1033 fügten Erdbeben der Stadt schwere Schäden zu. Auch unter dem Kreuzfahrerfürsten Tankred (ab 1099) blieb Tiberias Hauptstadt des Nordbezirks. Doch war die Stadt anscheinend ziemlich heruntergekommen. Jedenfalls gründete Tankred weiter nördlich an dem Platz der heutigen Altstadt eine neue Kreuzfahrerstadt und umgab sie mit Mauern, während die byzantinisch-arabische Stadt südlich davon endgültig verfiel. Die Erinnerung an das Wirken Jesu am See Gennesaret wurde jetzt allein in Tiberias (und Magdala) gepflegt, da die historischen Stätten am Nordufer unzugänglich waren. Doch die Herrlichkeit war nur von kurzer Dauer. Schon 1187 startete Saladin von Tiberias aus die Rückeroberung des Landes für den Islam. Bei den Mamluken (nach 1247) geriet die Stadt ins Abseits und wurde zum Dorf. Tiberias erholte sich erst wieder, als der Beduinenscheich Daher al-Omar gegen die Osmanen rebellierte und Tiberias zu seiner Domäne machte. Er baute 1745 die Mauern und Türme der Kreuzfahrerstadt wieder auf und lud Juden ein, den Ort zu besiedeln. Von 1860 an und dann wieder nach 1912 setzten neue jüdische Immigrationswellen ein. Tiberias wurde wieder eine Stadt, entwickelte sich zur Hauptstadt Galiläas und zu einem wichtigen Badeort. Im Unabhängigkeitskrieg 1948 war Tiberias fest in israelischer Hand, so dass die arabische Bevölkerung floh und die Moscheen verödeten. Im Nordwestteil der Kreuzfahrerstadt, die der jetzigen Altstadt entspricht, ist noch die Zitadelle mit ihren vier Ecktürmen erhalten; die Mauern und Türme sind aus dem dunklen Basalt der Gegend. Die Franziskanerkirche an der Strandpromenade ist so klein (20x6 m) und zwischen Hotels und Restaurants eingekeilt, dass sie von vielen gar nicht wahrgenommen wird. Sie stammt aus der Kreuzfahrerzeit und ist dem hl. Petrus geweiht. Als Monument der Kreuzfahrerepoche ist sie, ähnlich der St.-Anna-Kirche in Jerusalem, deshalb erhalten geblieben, weil sie zur Moschee umgewandelt worden war; im Innern kann man an der rechten Seitenwand, also nach Süden, nach Mekka, gewandt, noch die Umrisse der nachträglich eingebauten muslimischen Gebetsnische erkennen. Es wird vermutet, dass man beim Bau die Formen eines Bootes nachahmen wollte – man erkennt das besonders von außen an der Apsis. Die Franziskaner bemühten sich 1641, die kleine Kirche zu erwerben, aber erst 1757 gelang dies. Noch einmal 90 Jahre später, zehn Jahre nach dem schweren Erdbeben von 1837, konnten die Franziskaner hier eine ständige Niederlassung errichten. Bei der Jahrhundertüberschwemmung, die die Stadt 1934 heimsuchte, erlitt die Kirche schwere Schäden, die Anlass gaben, 1944 eine gründliche Renovierung durchzuführen, bei welcher der Maler Emilio Ritz zurückhaltende Fresken anbrachte. Im Vorhof des Kirchleins steht eine Reproduktion der bekannten Petrusstatue aus dem PetersIM LAND DES HERRN
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