Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 3

IM LAND DES HERRN 12 3/2024 romanischer Zunge „Padre Angelo“. Das Wirken des beliebten Tirolers wurde bald einmal von allen Seiten gerühmt, ja der spanische Obere legte sogar beim Patriarchen in Jerusalem ein gutes Wort für ihn ein, als die Provinzleitung des Heiligen Landes ihn in den Rat wählen wollte: „P. Engelbert, diese erstklassige Kraft, möge der Mission in Damaskus nicht mehr entzogen werden.“ Der apostolische Delegat von Syrien Msgr. Paulus Brunoni, der ihn einmal auf Visitationsreise nach Libanon mitnahm, sagte u. a. über ihn: P. Engelbert hätte sich ausgezeichnet durch seine Frömmigkeit, seine Nächstenliebe und seinen Eifer. Er hätte auf der Visitation seine hervorragenden Eigenschaften erlebt und erfahren, wie sehr er in Damaskus als Seelsorger geschätzt würde. Die sengende Sommerhitze ertrug P. Engelbert gut. In der Sommerzeit verbrachte er jeweils seinen Urlaub in einem Dörfchen namens Maara, fünf bis sechs Wegstunden von Damaskus entfernt. Alle Leute dort kannten und liebten den Pater aus Österreich. Seine leutselige Art und seine Liebenswürdigkeit eroberten rasch die Herzen aller Menschen. Jedes Mal herrschte große Freude, wenn Abouna Malak wieder zu einer Traubenkur zu ihnen ins Dorf zurückkehrte. Drusenaufstand, Christenverfolgungen Die Drusen sind im Libanon, Syrien und Israel ansässig. Von ihrer Lehre her sind sie islamischsynkretistisch. Sie haben ihren Namen von ihren ersten Propagandisten Druzi († ca. 1017). Seit vielen Jahrhunderten lebten sie im Libanon mit den maronitischen Christen recht friedlich zusammen. Im großen türkischen Reich gab es im 19. Jahrhundert Reformbestrebungen, alle religiösen Minderheiten den übrigen Staatsbürgern in allem gleichzustellen. Das wäre vor allem den Christen zugute gekommen. Für die islamische Welt war dieses so etwas wie ein offener Affront. Die Christen waren für sie während 1200 Jahren Bürger zweiter Klasse. Die Moslems in Syrien, vor allem die Drusen, gingen zu offenem Angriff über. Der Gouverneur von Beirut stellte sich an die Spitze dieser Aufständischen, die vom 30. Mai bis zum 26. Juni 1860 viele christliche Dörfer im Libanon überfielen, brandschatzten, plünderten und die Bevölkerung schändeten. Es gab sehr viele Opfer. Auch in Damaskus, wo die Drusen unmittelbar neben dem Quartier der Christen wohnten, brachen Streitigkeiten aus. Das zumeist von Katholiken bewohnte Quartier wurde niedergebrannt. Zwar waren die Christen in dieser muslimischen Stadt angesehen, denn die katholischen Ordensleute, die Franziskaner, Jesuiten, Lazzaristen und die Vinzentinerinnen hatten sich wegen ihres selbstlosen Einsatzes in Schule und Krankenpflege viel Achtung verschafft. Doch dem türkischen Statthalter und dem geistlichen Oberhaupt kam die Wut der Drusen gegen die Christen sehr gelegen. Am 9. Juli 1860 sangen die Muezzins von den Minaretten: „Oh wie schön und gut ist es, die Christen zu massakrieren!“ Von allen Seiten drangen nun Soldaten des türkischen „Gerade Straße“ in Damaskus um 1900 © Dia-Archiv Kommissariat München

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