Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 3

14 3/2024 maliger Angestellter des Klosters verriet den Henkern eine unbekannte Hintertüre im Klosterbezirk. Die Brüder waren gerade zum nächtlichen Gebet der Matutin und der Laudes im Chor versammelt. Die Eindringlinge überrumpelten die betenden Franziskaner. Zunächst fielen die drei maronitischen Brüder Massabki den mörderischen Drusen zum Opfer. Der Guardian, P. Emmanuel, der gerade dabei war, die Hostien vom Tabernakel zu kommunizieren, um vor der Profanierung zu schützen, wurde in der Klosterkirche von den Eindringlingen überrascht. Sie forderten ihn gleich auf, seinem christlichen Glauben abzuschwören. Der tapfere Franziskaner legte seinen Kopf auf den Altar mit den Worten: „Schlagt zu!“ Ein starker Axthieb trennte ihn von seinem Leib. P. Carmel Volta, der Pfarrer wollte seinem Oberen zu Hilfe kommen. Auch er wurde gleich umgebracht. Die übrigen Brüder suchten durch Flucht ihr Leben in Sicherheit zu bringen; doch keinem gelang das. Einer wurde im Kreuzgang niedergemetzelt, ein anderer an der Treppe erschossen, wieder ein anderer in der Klosterschule getötet. Die zwei Laienbrüder flohen auf den Kirchturm. Auch da wurden sie aufgespürt und grausam hinabgestürzt. Von jedem der Brüder wurde verlangt, Christus zu verleugnen und Mohamed anzunehmen. Keiner von all diesen Brüdern ist in den Tod gegangen, ohne sich vorher deutlich zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, bekannt zu haben. Flucht und Martyrium des Heiligen Engelbert Auch P. Engelbert versuchte zu fliehen. Der junge, bewegliche Bruder, kletterte über die Dächer zu den benachbarten Häusern. Sein erstes Ziel war, zu den Lazaristenpatres zu flüchten und von dort aus, so hoffte er, zur Festung des Abd-el-Kader zu gelangen. Er fand kurz Unterschlupf bei der Familie Kahala, deren Mutter ein Beichtkind von ihm war. Sie gab ihm zur Tarnung einen langen weißen Frauenmantel, einen sogenannten „Iftar“. Kaum war er in den anliegenden Saal entkommen, stürmten die Verfolger herein. Sie entdeckten das braune Ordensgewand, das unter dem weißen Mantel hervorkam. Ebenso waren es seine nackten Füße in den Sandalen, die ihn deutlich als Sohn des hl. Franz erkennbar machten. Sofort wurde er von den Häschern umringt. Es waren an die zwanzig. Einer von ihnen hielt ihm den Gewehrkolben ins Gesicht. P. Engelbert schob mutig das Gewehr des Drusen zur Seite und fragte ihn mit gefasster Stimme: „Freund, was habe ich getan, daß du mich töten willst?“ Verblüfft entgegnete ihm dieser: „Nichts, aber du bist Christ!“ Da riss ihm einer der Verfolger das Kreuz von seinem Rosenkranz und warf es auf den Boden. Er forderte Engelbert auf: „Tritt darauf und wir wissen, dass du Christus abschwörst!“ Abouna Malak gab klar und deutlich zur Antwort: „Ich bin ein Christ, ich bleibe ein Christ. Noch mehr, ich bin ein Diener Christi, Priester der katholischen Gemeinde hier.“ Das berichten Zeugen im Seligsprechungsprozess. P. Engelbert bezeichnete sich mit einem großen lateinischen Kreuz. Ein Hieb mit der Doppelaxt traf seinen Kopf, so dass er stark vom Blut überströmt war. Noch zweimal forderten ihn die Schergen auf, dem christlichen Glauben abzuschwören und Mohammed nachzufolgen. Jedes Mal gab er mit überzeugter Stimme zur Antwort: „Nein, niemals!“ Und jedes Mal sauste ein Axthieb auf ihn hinunter. Beim dritten Mal traf ihn der tödliche Schlag, das Opfer war vollendet! Engelbert Kolland hatte genau das Lebensalter Jesu erreicht! „Mein Gott und mein Alles!“ Es war in der Früh um etwa halb zwei Uhr des 10. Juli 1860. Trauer um die Brüder, besonders um Abouna Malak Im Frühjahr 1861 kam P. Enrico Collado als Pfarrer nach St. Paul. Er schreibt in einem seiner Briefe: „Einen Tag nach der Ankunft begab ich mich zum Platz, wo früher unser Kloster sich erhob; und ich fand nichts als einen Schutthaufen, herumliegende Gebeine und den Boden IM LAND DES HERRN

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