Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 3

IM LAND DES HERRN 34 3/2024 Stein an der Rückwand des Vorraums der Kapelle trägt eine Engelsfigur aus der Barockzeit, sollte aber sicher ein Teil des alten Türverschlusses darstellen, der in Jerusalem hier (unter Glas, in der Abdeckung des kleinen Tisches in der Engelskapelle) verwahrt wird. Der Durchgang vom Vorraum in die eigentliche Grabkammer (125 cm hoch und 70 cm breit) liegt etwas nach links versetzt. Sein mit einem Tonnengewölbe bedeckter über drei Meter hoher Innenraum war 1916, als Dalman ihn persönlich ausmaß, völlig leer. Vermutlich stand nur ein Holzgestell darin, auf das die hölzerne Jesusfigur am Karfreitag gelegt werden konnte. Messen wurden in der benachbarten Kreuzkapelle gefeiert und waren im Inneren der Grabkammer nicht vorgesehen. Gustaf Dalman konnte erreichen, dass nach jerusalemischem Vorbild auf der rechten Seite eine Steinbank aufgestellt wurde. Gleichzeitig erhielt die Rückwand der Vorkammer die Inschrift: „Ihr suchet Jesum den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, siehe da die Stätte, da sie ihn hinlegten.“ (Mk 16,7) Der Garten um die Grabkapelle war bis 1581 der Friedhof der Hingerichteten und der ungetauften Kinder, der schon 1464 mit einer hölzerne Kapelle zum Heiligen Kreuz versehen war. Dass man den Hügel als Golgatha identifizierte und mit Kreuzigungsstätte, Salbungsort und Grab versah, mag damit zu erklären sein, dass man seine Entfernung vom Portal der Peter-undPaul-Kirche in der Stadt (ca. 700 Meter) übereinstimmend fand mit der Distanz von Kalvaria bis zum Haus des Pilatus. Die Anordnung der Kreuzkapelle, des Salbungshäuschens und der Grabkapelle ist bewusst in Anlehnung an die Zuordnung der drei Orte innerhalb der Grabeskirche gewählt, wenn auch spiegelverkehrt und um 90° verdreht. Der Garten bot in seinen Ausmaßen hinreichend Gelegenheit zu dieser großzügigen Anordnung. Natürliche topographische Gegebenheiten wie der hinter dem Garten fließende Lunitzbach und die nördlich davon gelegene Anhöhe werden als Kidronfluss und als Ölberg gedeutet und damit zu Stellvertretern der „heiligen“ Landschaft um Jerusalem. 2. Die Kreuzkapelle Durch das Kustodenhaus der Gartenanlage erreicht man zuerst die Kreuzkapelle. Sie ist typologisch angelehnt an sogenannte Karnerkapellen. Das sind Doppelkapellen, in denen im Untergeschoß das Beinhaus und darüber ein Gottesdienstraum für die Totenmessen unterGrabkapelle von außen Kreuzkapelle, gut sichtbar auch von außen ist die doppelstöckige Anlage

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