Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 3

8 3/2024 tum“. Die einzelnen Studienmaterien wurden nur von einem einzelnen Franziskaner-Professor doziert. Die Studenten zogen dorthin, wo dieser lehrte. Zum Studium der Philosophie und Theologie kam der junge Ordenskleriker vorerst nach Schwaz und Hall in Nordtirol, danach nach Kaltern und Bozen in Südtirol. In seine Bozner Zeit fallen zwei Höhepunkte seines Lebens: die Feierliche Profess am 22. November 1850 und die Priesterweihe im Sommer 1851. „Mein Gott und Mein Alles“ war der Leitspruch seines Ordensgründers für alle seine weiteren Ordensjahre. Im Dom zu Trient wurde er vom Sel. Erzbischof Nepomuk Tschiederer am 13. Juli 1851 zum Priester geweiht. Ein Seliger weihte einen späteren Heiligen. Die Primiz feierte P. Engelbert in der Franziskanerkirche Bozen, wie in Tirol üblich, am sogenannten Skapulierfest, Mutter Gottes vom Berge Karmel. Nach der Primiz hieß es wieder den Wanderstab ergreifen. Diesmal gings nach Hall in Tirol. Danach für ein weiteres Jahr nach Kaltern und zum letzten Studienjahr, dem sogenannten Pastoraljahr wieder nach Bozen. Hier legte er das Kuraexamen ab. Erst dieses Seelsorgeschlussexamen befähigte den sogenannten „Simplexpater“ die Beichte zu hören, zu predigen und die Sakramente zu spenden. Hatte der Student Kolland am Gymnasium mit etlichen Studienproblemen zu kämpfen, machte dem jungen Frater die philosophischen und theologischen Studien kaum zu schaffen. Das zeigen auch die guten Zeugnisse. In fast allen Materien hatte der Studiosus „hervorragend“ oder „sehr gut“. Die letzten Jahre in Bozen benutzte er vor allen zum Studium der Fremdsprachen. Hier hatte er in P. Markus Vergeiner einen hervorragenden Lehrer. Dieser war selbst ein Sprachgenie, beherrschte an die 20 Sprachen. So sprach er nebst den alten und modernen Sprachen z. B. Neugriechisch, Türkisch, Arabisch und Ungarisch. P. Engelbert, der als Gymnasiast als eher unbegabt für Fremdsprachen galt, wurde zum gelehrigen Schüler von P. Markus. Er lernte Italienisch, Französisch, Spanisch, Englisch und vor allem Arabisch. Der charismatische Zillertaler lernte sehr schnell, so dass er nach kurzer Zeit die äußerst schwierige arabische Sprache lesen und schreiben konnte. Es sind von ihm zwölf Briefe an P. Markus Vergeiner erhalten; zum Teil sind sie arabisch abgefasst. Sie zeugen von seiner außerordentlichen Wertschätzung seines Lehrers, dem er in jeder Hinsicht viel zu verdanken hatte. Berufung zum Missionar des Heiligen Landes, vorerst „Wächter am heiligen Grab“ Nach dem Studienabschluss stellte sich P. Engelbert dem Provinzkapitel als Missionar des Heiligen Landes zur Verfügung. So erging an den jungen Tiroler Missionar das Wort Gottes wie damals an Abraham: „Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde“, Gen 12, 1 ff. Es war das gleiche Land, das Gott dem jungen Zillertaler zeigte, das Heilige Land, in das er zog, in dem er unermüdlich arbeitete, in dem er sein Leben für seinen Herrn dahingab! Anfangs 1855 nahm P. Engelbert Abschied von seiner Zillertaler Bergheimat, so wie bei den Eltern und IM LAND DES HERRN Bozen, Kreuzgang des Franziskanerklosters

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