Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

10 1/2025 IM LAND DES HERRN ziskanerarchitekten Antonio Barluzzi in mittelalterlichem Stil erneuert. Die drei Glasfenster stellen die Geißelung, das Händewaschen des Pilatus und den Triumph des Barabbas dar. In der Kuppel über dem Altarraum ist eine Dornenkrone dargestellt, die von Glasrosen durchsetzt ist. Durch sie fällt gedämpftes Licht in die Kirche – selbst im Todesleiden hat der Gläubige Hoffnung auf Licht. 1903 wurde an der Westseite des Hofes die Verurteilungskapelle unter Leitung des deutschen Franziskanerbruders Wendelin Hinterkeuser errichtet. Sie steht auf den Grundmauern einer mittelalterlichen orthodoxen Kirche. Die Altäre sind Produkte des späten Nazarenerstils. Das eigentlich Interessante an der Kirche ist der hintere Teil des Fußbodens mit seinen großflächigen rötlichen Steinplatten, die sich als Lithostrotos im Nachbargrundstück Ecce Homo fortsetzen (siehe Seite 15). Der Hof oder eine der beiden Kapellen sind ein guter Platz, sich den Anfang der Passion Jesu vor dem Richterstuhl des Pilatus zu vergegenwärtigen, wie sie in der Leidensgeschichte aufgezeichnet ist: Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Du sagst es. Als aber die Hohepriester und die Ältesten ihn anklagten, gab er keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was sie dir alles vorwerfen? Er aber antwortete ihm auf keine einzige Frage, sodass der Statthalter sehr verwundert war. Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen, den das Volk verlangte. Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Jesus Barabbas im Gefängnis. Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr? Wen soll ich freilassen, Jesus Barabbas oder Jesus, den man den Christus nennt? Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte. Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten! Ich habe heute seinetwegen im Traum viel gelitten. Inzwischen überredeten die Hohepriester und die Ältesten die Menge, die Freilassung des Barabbas zu fordern, Jesus aber hinrichten zu lassen. Der Statthalter fragte sie: Wen von beiden soll ich freilassen? Sie riefen: Barabbas! Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Christus nennt? Da antworteten sie alle: Ans Kreuz mit ihm! Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Sie aber schrien noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache! Da rief das ganze Volk: Sein Blut – über uns und unsere Kinder! Darauf ließ er Barabbas Nach dem Verhör des Pilatus, Verurteilungskapelle

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