1/2025 11 frei, Jesus aber ließ er geißeln und lieferte ihn aus zur Kreuzigung (Mt 27,11–26). An den langen Trakt des Klostergebäudes neben beiden Kapellen schließt sich das Studium Biblicum Franciscanum, das „Franziskanische Bibelstudium“, an. Eigentlich gehören akademische Institutionen nicht zu den Schwerpunkten des Franziskanerordens, wenigstens nicht (mehr) im deutschen Sprachraum. Dieses Studium wurde 1924 gegründet, zunächst um die von den Franziskanern betreuten heiligen Stätten wissenschaftlich zu untersuchen. Daraus hat sich eine angesehene Hochschule entwickelt, anfangs mit den Schwerpunkten Archäologie sowie biblischer und christlicher Geographie, später kamen die klassischen Fächer der Bibelwissenschaft, alt- und neutestamentliche Exegese und Theologie sowie die biblischen Sprachen Hebräisch und Griechisch, hinzu. Schon bald wurde das Studium an die römische Franziskanerhochschule Antonianum angegliedert. Diese wurde 2005 eine kirchliche Universität, das Jerusalemer Bibelstudium deren Fakultät für Biblische Wissenschaften und Archäologie. Dadurch können die Studenten – derzeit knapp 100 – akademische Abschlüsse machen (bis zum Doktorat), die auch in Europa anerkannt sind. Zur Fakultät gehören eine umfangreiche Fachbibliothek und ein archäologisches Museum im Parterre des Gebäudes. Es umfasst eine multimediale Ausstellung über die Geschichte der Stadt Jerusalem, ausgehend von den archäologischen Funden, die an Ort und Stelle gemacht wurden, und eine Einführung in den Kreuzweg. Die umfangreiche archäologische Sammlung des Instituts mit Funden vor allem aus den franziskanischen Ausgrabungen ist gegenwärtig im Umbau. Ein erster Teil wurde 2018 wiedereröffnet. Sechs antike Räume wurden restauriert: eine byzantinische Zisterne, Kreuzfahrerräume sowie ein malerischer Hof aus mamelukischer Zeit. Die ausgestellten Fundstücke beleuchten politische Institutionen aus der herodianischen Zeit, das alltägliche Leben zur Zeit des Neuen Testaments und das Mönchtum in der Judäischen Wüste (mit einem georgischen Mosaik aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., eines der weltweit ältesten Zeugnisse in georgischer Sprache und Schrift). Einige Räume beschäftigen sich mit dem Leben Jesu: seine Geburt in Betlehem, sein verborgenes Leben in Nazaret, sein öffentliches Wirken in Galiläa (Kafarnaum, Tabgha und Kana), seine Passion, sein Tod und seine Auferstehung in Jerusalem (von Getsemani bis zur Grabeskirche). Die Sammlungsstücke kommen zum großen Teil von Ausgrabungen, die von den Franziskanern in den letzten 150 Jahren durchgeführt wurden, darunter Fresken, Keramik, byzantinische Mosaike, Münzen, Statuen- und Architekturfragmente, bronzezeitliche Grabbeigaben, Särge und Georgisches Mosaik im Museum der Flagellatio Kloster der Flagellatio Kloster der Flagellatio
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