Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

12 1/2025 Ossuarien (teils beschrieben), Schmückstücke, Öllampen, usw. Sie stammen aus verschiedenen Epochen, von der Kanaanäerzeit (2. Jahrtausend v. Chr.) bis zur Kreuzfahrerzeit (11. /12. Jahrhundert n. Chr.). Genau gegenüber dem Eingang zum Grundstück der Franziskaner ist der Endpunkt eines Tunnelganges aus herodianischer Zeit, dessen Eröffnung im Herbst 1996 zu blutigen Unruhen geführt hat. Der Ausgang wird seither von israelischen Sicherheitskräften eigens bewacht, der Eingang ist bei der Klagemauer. Daneben führt eine Rampe zur arabischen Omarijeschule hinauf. Sie steht am Ort der Burg Antonia. In der Mamlukenzeit nach den Kreuzfahrern war hier eine Koranschule, danach Sitz des Gouverneurs von Jerusalem. In der Mitte der Südfront erlauben Fenster den Blick auf den Tempelplatz. In der Römerzeit gab es hier Treppen direkt hinunter auf den Tempelplatz, so dass die Soldaten die Möglichkeit hatten schnell einzugreifen, wenn Unruhen ausbrachen. So berichtet beispielsweise die Apostelgeschichte: Schon wollten sie ihn (Paulus) umbringen, da brachte man dem Obersten der Kohorte die Meldung hinauf: Ganz Jerusalem ist in Aufruhr! Da nahm er sogleich Soldaten und Hauptleuten hinzu und eilte zu ihnen hinunter (Apg 21,31–32). Rechts neben den Aussichtsfenstern befand sich mit der Dornenkrönungskapelle aus der Zeit der Kreuzfahrer eine dritte Kapelle auf dem vermuteten Gelände der Burg Antonia. Sie wurde beim Erdbeben von 1927 weitgehend zerstört; der erhaltene Chorraum dient heute als Lehrerzimmer der Schule und ist nicht öffentlich zugänglich. Wie die beiden genannten Geißelungs- und Verurteilungskapellen ist auch diese Kapelle nicht als historische Festlegung zu verstehen. Es handelt sich vielmehr um Devotionalkapellen, welche an einzelne Momente der Leidensgeschichte erinnern. IM LAND DES HERRN Inneres der Omarijeschule, im Hintergrund der Tempelplatz © Neva Gasparo/CTS

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