1/2025 19 hatte: „Il Tesoro di Terra Santa“ („Der Schatz des Heiligen Landes“) wurde vom 12. September 2024 bis zum 7. Jänner 2025 gezeigt; darauf soll in einem weiteren Artikel eingegangen werden. Beschäftigen wir uns nun mit diesem Meisterwerk: 1467 wurde dieser Renaissance-Tempietto („Tempelchen“) nach Entwurf von Leon Battista Alberti für die Stifterfamilie Rucellai fertiggestellt. Die Rucellai waren keine Unbekannten in der Stadt: es handelte sich um eine reiche Familie, die hauptsächlich vom Handel lebte. Auch Leon Battista Alberti zählte zu den bekanntesten Architekten in seiner Zeit, zumal er in päpstlichen Diensten stand und sich mit verschiedenen Arbeiten beschäftigte, nicht allein der Architektur. Man kann ihn mit Recht noch als „Universalgelehrten“ bezeichnen. Er stammte aus Genua (geboren 1404) und baute schon früher für die Familie Rucellai; beide Familien hatten die gleichen Ideale was Kunst und Kultur angeht. Seine Inspirationen empfing er von den großen Künstlern seiner Zeit: Brunelleschi, Ghiberti, Donatello und Masaccio. Architektonisch nahe steht dem „Tempietto“ des Heiligen Grabes die Fassade der Kirche „Santa Maria Novella“ neben dem Florenzer Hauptbahnhof – und damit für fast alle Besucher der Stadt eine bekannte Ansicht. Diese Ansicht der Fassade jener bekannten Dominikanerkirche Santa Maria Novella finden wir im Hintergrund eines für uns sehr interessanten Ölbildes wieder: in der „Collezione Giovanni Pratesi“ gibt es ein Ölgemälde mit Titel: Leon Battista Alberti präsentiert Giovanni Rucellai das Projekt der Kapelle des Heiligen Grabes für San Pancrazio. Dieses Bild wird auf etwa 1635 datiert und dem Maler Francesco Bianchi Buonavita zugeschrieben und ist Teil eines Zyklus mit der sich die Familie Rucellai stolz präsentiert. Gedacht waren diese großformatigen Bilder wohl für den Familienpalast der Rucellai in Florenz, stellen sie doch vor allem die Familiengeschichte dar. Schauen wir uns das Bild im Ausschnitt genauer an: Alberti zeigt Giovanni Rucellai Pläne des Heiligen Grabes in Jerusalem, er bedient sich dabei eines Zirkels und wir sehen im (erleuchteten) Hintergrund schon das davon inspirierte Heilige Grab („Tempietto“) in Florenz. Auf dem Gesamtgemälde erscheinen im dunkleren Hintergrund noch zwei wichtige Bauwerke: einmal der Familienpalast der Rucellai und die besagte Fassade von Santa Maria Novella. Bei aller Selbstdarstellung den die Ölgemälde für die Geschichte der Familie ausdrücken: mit dem Heiligen Grab steht das letzte Werk einer längeren Zusammenarbeit der beiden Seiten im Vordergrund und wir können wohl annehmen, dass damit auch die Verehrung des Heiligen Grabes dem Auftraggeber wichtiger scheint als andere Bauwerke. Hinweis darauf gibt uns die lateinische Inschrift über dem Eingang des Heiligen Grabes, welches der Familie Rucellai auch als eine Art Grabmonument dient: „Giovanni Rucellai, Sohn des Paolo, stiftete diesen Schrein, der nach dem Vorbild des Heiligen Grabes in Jerusalem gemacht wurde, um für seine Rettung durch den auferstandenen Christus zu beten, von dem alles kommt.“ Kapelle Rucellai Kapelle Rucellai Francesco Bianchi Buonavita: Leon Battista Alberti präsentiert Giovanni Rucellai das Projekt der Kapelle des Heiligen Grabes für San Pancrazio
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