Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

20 1/2025 Kehren wir nun zum Bau zurück, wie er sich heute darstellt und eine Reihe der bekanntesten Nachbauten in Italien (Acquapendente, Aquilea, Pisa, Bologna) abschließt. Entgegen anderen Entstehungsgeschichten der Nachbauten des Heiligen Grabes steht hier keine Wallfahrt nach Jerusalem oder ein etwaiges Gelübde: Giovanni Rucellai war aber in Rom und könnte durchaus durch die dortigen Reliquien angeregt worden sein. Der ganze Bau hat eine Länge von gut 12 m und einer Breite von etwas über 6 m. Die Jerusalemer Gegebenheiten waren zu dieser Zeit durch Pilgerliteratur und Zeichnungen längst verbreitet. Hier in Florenz wurde jedoch auf die „Engelskapelle“ verzichtet, man gelangt direkt – und „geduckt“ – in den eigentlichen Grabraum. Die wie im Original auf der rechten Seite befindliche Grabbank ist 1,93 m lang und 80 cm breit und in rötlichem Marmor ausgeführt, ein weiterer Hinweis, dass man die Jerusalemer Situation kannte: dort war es der rötliche „MelekStein“. Die Wände im Inneren werden allerdings in „marmi finti“ ausgeführt, das heißt, dass der Marmor in Freskentechnik imitiert wird. Dabei wird auch Bildliches dargestellt: einmal eine Kreuzabnahme, bei der Josef von Arimathäa wohl eine gewisse Ähnlichkeit zu Giovanni Rucellai nicht verleugnet. Auch der Engelsstein fehlt nicht; hier in Florenz nicht in der Engelskapelle, aber an einer Außenwand. Oberhalb der Grabbank zeigt ein Fresko den Auferstandenen, hier also wieder ein Anklang an die Jerusalemer Verhältnisse. Noch deutlicher wird die Bedeutung des „Leeren Grabes“ im umlaufenden Fries (in Bild 1 gut sichtbar): YHESUM QUERITIS NAZRENUM CRUCIFIXUM. SURREXIT NON EST HIC – ECCE LOCUS UBI POSUERUNT EUM Hier wird der biblische Bericht des Ostermorgens nach Markus 16,6 zusammengefasst, wenn der Engel zu den drei Frauen sagt: „Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist Ausschnitt aus dem Gemälde IM LAND DES HERRN

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