Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

1/2025 31 die Altstadt von Jerusalem und singen (besser gesagt grölen) lautstark nationalistische Parolen und Lieder. Nicht selten pöbeln sie Christen (Priester und Ordensleute oder Menschen, die ein Kreuz sichtbar tragen) an, meist mit Worten, manchmal auch, indem sie vor ihnen ausspucken oder sie gar anspucken. Auffällig ist: wenn ich sie dann anspreche, stelle ich fest, dass die meisten kaum Hebräisch können, sondern Englisch sprechen. Es gibt seit einigen Monaten eine israelische Organisation, die eine Web-Site eingerichtet hat, wo man solche anti-christlichen Pöbeleien melden kann. Gott sei Dank sind gewaltsame Angriffe gegen Christen oder christliche Einrichtungen in Jerusalem selten. Ebenfalls selten kommt es zu gewaltsamen Angriffen von Palästinensern auf Israelis. Die Angst davor ist aber allgegenwärtig. Dass sie selten sind, liegt nach den einen daran, dass israelische Sicherheitskräfte sie zu verhindern wüssten, nach anderen, dass die meisten Palästinenser sich bewusst seien, wie wirkungslos sie sind. Eine weitere Auswirkung des Konfliktes ist, dass die Bewegungsfreiheit zu den palästinensischen Gebieten und innerhalb davon eingeschränkt ist. Die Check-Points, die die israelisch kontrollierten Gebieten von den palästinensischen Autonomiegebieten trennen, gab es schon zuvor. Oft sind jetzt die Öffnungszeiten eingeschränkt und es kann, ohne Vorankündigung, zu kurzfristigen Schließungen kommen. Als Ausländer kann man die meisten Check-Points, wenn sie offen sind, nach Kontrollen ohne Probleme passieren. Nicht dagegen die Palästinenser. Sie brauchen dafür eine Genehmigung, z. B. wenn ein Palästinenser in Israel arbeitet oder wenn er ärztliche Versorgung braucht. Das war schon vor dem Kriegsbeginn so. Mit Kriegsbeginn wurden zunächst alle Genehmigungen ausgesetzt. Bald darauf haben die, die in sozialen Einrichtungen (dazu zählen auch Kirchen und Klöster) arbeiten, sie wieder bekommen, nicht aber die, die in anderen Bereichen gearbeitet haben (wie im Gastgewerbe oder auf dem Bau). Selbst wer eine Genehmigung hat, hat keine Garantie, dass er tatsächlich zur Arbeit fahren kann. Jeder kann jederzeit an einem Check-Point zurückgewiesen werden. Immer wieder ruft ein Angestellter unserer Klöster morgens an, dass er heute nicht zur Arbeit erscheinen kann. Jüdische Besucher „spazieren“ unter Militärschutz auf dem Platz vor der Al Aqsa Moschee und provozieren damit arabische Gläubige Jerusalem im Krieg? Jerusalem im Krieg? Siedler- Propaganda in Hebron: „Palästina gab es nie – und wird es nie geben“ Mauer bei Betlehem

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