Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

36 1/2025 Bischof Shomali: „Ökumenische Regelungen sorgen für ein gutes Miteinander zwischen den Christen“ Cécile Lemoine ngesichts der Vielfalt der christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land spricht Bischof William Shomali, der Patriarchalvikar für Jerusalem und Palästina, die Regelungen für die Eheschließung der Paare an, die in unterschiedlichen Kirchen getauft wurden. Wie würden Sie den Stellenwert der Ehe bei Christen des Heiligen Landes definieren? Im Heiligen Land genießt die Institution der Ehe einen hohen Stellenwert. Die standesamtliche Eheschließung existiert nicht: Man heiratet zwangsweise in der Kirche. Die Ehe ist der Zusammenschluss von zwei Familien. Die Eltern spielen dabei eine herausragende Rolle, viel mehr als in Europa. Sie sind als Vertragspartner am Ehevertrag beteiligt und sie sind Garanten für den Fortbestand der Ehe. Freundschaftliche Beziehungen entstehen zwischen den Familien. Von der ersten Begegnung über den Hochzeitsantrag und die Verlobung müssen Regeln, Riten und Normen, die den patriarchalen und traditionellen Gesellschaften eigen sind, beachtet werden. Die Ehe ist eine gesellschaftliche Angelegenheit. Die Ehre beider Familien steht dabei auf dem Spiel. Die Feierlichkeiten müssen üppig ausfallen. Bei 13 verschiedenen christlichen Kirchen im Hl. Land werden oft Ehen zwischen Katholiken und Orthodoxen geschlossen. Welche Regeln gelten in diesen Fällen? A Das „Zentrale Statistikbüro Israels“ hat am 24. Dezember 2023 einige für uns interessante Daten zur Bevölkerungsentwicklung im Land Israel bekannt gegeben. Die Daten gehen vom Kernland Israel aus, doch sind Ost-Jerusalem und die Golan-Höhen in die Rechnung einbezogen. Man geht von 187.000 Christen im Land Israel aus, von denen 75,3 % arabische Christen sind und mehrheitlich im Norden des Landes, besonders in Galiläa leben. Die größten christlichen Gemeinschaften befinden sich in Nazaret (knapp 21.000 Personen), Haifa (17.000 Personen), Jerusalem (13.000 Personen) und Schefar’am (östlich von Haifa) mit etwa 10.000 Personen. Für das Jahr 2022 wurden 815 Eheschließungen gemeldet, wobei der männliche Partner durchschnittlich 30 Jahre alt war, die Ehefrau durchschnittlich drei Jahre jünger. Im gleichen Jahr wurden 2.343 Kinder geboren, deren Mutter christlich war. Eine christliche Familie umfasst im Durchschnitt 2,99 Personen, wobei eine jüdische Familie mit 3,02 Personen etwa gleich groß ist. Nur muslimische Familien Israels haben mit vier Personen eine größere Familie, allerdings sind diese Familien kleiner als z. B. in der Westbank. Eine gute Gelegenheit, einen Blick auf die Eheschließungen im Heiligen Land zu werfen:

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