1/2025 5 Vater des Glaubens Vater des Glaubens sprechen. Unter diesem Gesichtspunkt hat man in unserer biblischen Abrahams-Darstellung (vgl. Gen 12–25) uralte Überlieferungen über einen musterhaften Stammvater gesammelt, die nicht als historische Protokolle zu werten sind, sondern als theologische Aussagen, die unter anderem auch erzieherische Funktion haben. Der fromme Israelit (und in seiner Nachfolge der fromme Christ) möge sich Abraham zum Vorbild nehmen und so konsequent die Wege Gottes gehen, wie das Abraham getan hat. Dann wird auch er erfahren dürfen: Gott verlässt keinen, der ihm die Treue hält. Er segnet ihn vielmehr und lässt ihn für andere zum Segen werden. Abrahams Lebensweg In der vorliegenden Folge unserer Serie stellen wir zunächst die „Lebensgeschichte“ Abrahams vor, wie wir sie der Bibel entnehmen können (wobei wir immer daran denken wollen: es handelt sich hier nicht um eine moderne Biografie, sondern um eine Sammlung von erbaulichen Legenden und Anekdoten, wie sie sich um die Gestalt eines großen Mannes gebildet haben. Den Inhalt einzelner Episoden, die theologisch z.T. sehr interessant sind, werden wir im Anschluss an unser „Lebensbild“ entfalten und diskutieren). Die Heimat Abrams war Ur in Chaldäa. Dort erging eines Tages, Abram war schon fünfundsiebzig Jahre alt, der Ruf Gottes an ihn: Verlass dein Vaterhaus und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde! – In Begleitung seiner Frau Sara und seines Neffen Lot brach Abram mit seiner ganzen Habe auf und zog auf Gottes Weisung in das Land Kanaan, das er als Nomade durchstreifte, wobei er sich an manchen Orten längere Zeit aufhielt. Als es wegen der Weidegründe zwischen den Hirten Abrams und Lots zu einem Streit kam, trennt sich Abram von Lot, wobei er ihm großmütig die besseren Gebiete überließ. Bald wurde Lot das Opfer eines Überfalls. Er geriet in die Gewalt von fünf Königen. Aber Abram war reich und wehrhaft genug, mit einer Privattruppe von 318 Mann die Verfolgung der Entführer aufzunehmen und seinen Neffen zu befreien. – Bei seiner Rückkehr bewirtete ihn der Priesterkönig Melchisedek von Salem (Jerusalem) mit Brot und Wein und segnete ihn. Dafür gab ihm Abram den Zehnten von all seiner Habe. (Ein Hinweis, dass schon für den Stammvater Israels Jerusalem ein heiliger Ort war, auch wenn noch viele Jahrhunderte vergehen mussten, bis es dort einen Tempel und eine amtlich bestellte Priesterschaft gab.) Neue Visionen Nach diesen Ereignissen er- schien Gott dem Abram in einer Vision und versprach ihm, seine Nachkommen so zahlreich zu machen wie die Sterne am Himmel. Abram glaubte seinem höchsten Herrn, aber der Augenschein stand gegen ihn: Er war und blieb kinderlos. Da versuchte er, mit seinen menschlichen Möglichkeiten der himmlischen Verheißung nachzuhelfen. Da seine Frau Sara unfruchtbar war, zeugte er, wie es das altorientalische Recht gestattete, mit seiner ägyptiMoslemisches Heiligtum der Trennung Abrahams und Lots, Nebi Jaquin, östlich von Hebron
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=