Im Land des Herrn | 79. Jahrgang | 2025 - 1

2/2025 11 baren Sachen aus dem Besitz seines Herrn“ auf die Reise gemacht hatte, wurde in Haran freundlich empfangen. Ein hübsches, lediges Mädchen namens Rebekka gab ihm an einem Brunnen zu trinken und schöpfte auch gleich Wasser für die durstigen Kamele des Fremden.Für den Knecht war diese Hilfsbereitschaft ein Zeichen des Himmels. Rebekka stammte übrigens genau aus der Familie, die der Bote Abrahams aufsuchen wollte. Er stimmte das Mädchen noch freundlicher durch drei Schmuckstücke „einen goldenen Nasenreif, einen halben Schekel schwer, und zwei goldene Spangen für ihre Arme, zehn Goldschekel schwer“ (Gen 24,22). Rebekka war eine Enkelin Nahors, des Bruders Abrahams, und die Großfamilie hörte gerne, dass der einst ausgewanderte Bruder und Onkel im Ausland zu großem Vermögen gekommen war. Zum Beweis verteilte der Besucher übrigens an die maßgeblichen Leute der Sippe „kostbare Geschenke“. – Die entscheidende Frage: Will Rebekka mit dem Fremden ziehen und in die Familie des Abraham einheiraten, war schnell beantwortet: Rebekka sagte ohne Zögern ja, und die Verwandten segneten sie und sprachen: „Werde Mutter von tausendmal Zehntausend ...“ So brach Rebekka mit ihrer Amme und ihren Mägden auf. Sie bestiegen ihre Kamele und folgten dem fremden Mann. Isaak hatte sich inzwischen im Negev, beim Brunnen von Lahai-Roi, niedergelassen. Er empfing das fremde Mädchen zartfühlend und rücksichtsvoll und „führte sie in das Zelt seiner Mutter Sara“ (Gen 24,67). Wohl hing er noch immer an seiner Mutter, die ja eine starke Persönlichkeit gewesen war. Aber Rebekka, die er bald darauf heiratete, war ihm eine verständnisvolle Partnerin. Unser Text sagt: „Isaak gewann sie lieb und tröstete sich so über den Verlust seiner Mutter.“ Unsere Geschichte ist nicht nur menschlich sehr anrührend, sie ist auch theologisch bedeutsam. Sie ist ein Zeugnis dafür, dass Gott bei gewissen menschlichen Aktionen nicht nur mitwirkt, sondern die Führung übernimmt und alle Vorgänge so lenkt, dass sie seinen Auserwählten zum Segen werden. Die Gefährdung der Ahnfrau Isaak blieb mit Rebekka zwanzig Jahre lang ohne Kinder, bis ihnen Gott auf ihr Gebet hin endlich Zwillinge, Esau und Jakob, schenkte. Von diesen beiden (mit denen wir uns in der nächsten Folge unserer Artikel-Serie beschäftigen wollen) war nur einer, nämlich Jakob, Erbe der Verheißung, die Gott dem Abraham gegeben hatte. – Es sind (beiläufig bemerkt) sehr unscheinbare und zögernde Anfänge, aus denen heraus sich Israel zu einem großen Volk entwickelt hat. Als eines Tages eine Hungersnot ausbrach, begab sich Isaak nach Gerar zu Abimelech, dem König der Philister. Gott hatte nämlich zu ihm gesprochen: „Halte dich als Fremder in diesem Land auf. Ich will mit dir sein und dich segnen ... Ich mache deine Nachkommen zahlreich wie die Sterne am Himmel und gebe ihnen alle diese Länder“ (Gen 26,3). Als die Männer von Gerar sich bei Isaak nach der schönen Frau an seiner Seite erkundigten, gab er Rebekka als seine Schwester aus, denn er dachRebekka, die Braut Isaaks, Martin Joh. Schmidt, Kunstsammlungen Stift Seitenstetten Ismael und Isaak Ismael und Isaak

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