16 2/2025 IM LAND DES HERRN se damals weit verbreitete Ordensgemeinschaft mit dem Bau eines Grabes Christi beauftragt. Die Entscheidung gerade für den Servitenorden mit seiner ausgeprägten Verehrung der Muttergottes und seinem pastoralen Eifer war auch damit begründet, dass der Graf damit seinen katholischen Glaubenseifer demonstrieren konnte. Der gewählte Ort war in gewisser Weise „vorbelastet“: Teufelsschloss wurde der Ort auf dem Felssporn genannt und von diesem ehemaligen Schloss wird gesagt: „so aber schon gantz eingefahlen gewesen, dahero die Schöffleuth, wie sie einstmahls alda Geister gesehen, am gantzen Donaustrom ausgeschrien“. 1667 wurde bei diesem neu errichteten Heiligtum die erste Heilige Messe gefeiert. Der Bautyp orientiert sich an einem damals bekannten Prototyp der Grabkapellen vom Hernalser Kalvarienberg (heute ein Stadtteil von Wien), der oft kopiert wurde: ähnlich dem Jerusalemer Vorbild erfolgt der Eingang über eine rechteckige Engelskapelle mit dem dort befindlichen „Engelstein“. Hier in Schönbühel ist der Eingang zur Grabkammer später vom Chorraum der Kirche überbaut worden, aber an der Rückseite des Hochaltars hat sich der Engelstein gut sichtbar erhalten. Auf der gegenüberliegenden Seite öffnet sich die Grabkammer, die identisch mit der Anordnung in Jerusalem die Grabstätte Jesu an der rechten Seite hat. Der Zugang ist auch hier, ähnlich wie in Jerusalem, nur durch eine gebückt zu durchschreitende niedrige Tür möglich. Die Figur des Leichnams Christi stammt aus dem Grödnertal. Auch das Äußere orientiert sich am Jerusalemer Vorbild des Heiligen Grabes: die Blendarkaden erscheinen wie die Fortsetzung des Chores der Kirche und können hier in Schönbühel auf einem hohen Umgang umschritten werden: atemberaubend der Blick entlang der Donau zum Stift Melk, auf der anderen Seite bis zur Burgruine Aggstein. Leider ist der kleine Dachreiter, der sein Vorbild in der „Laterne“ der „Edicola“ hat, im Laufe der Zeiten verloren gegangen. Parallel zur Errichtung der Kirche und des angrenzenden Klosters ist der Kalvarienberg errichtet worden: schon nach zwei Jahren öffnete Heiliges Grab hinter dem Hochaltar
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