Im Land des Herrn | 79. Jahrgang | 2025 - 1

18 2/2025 Geburtsgrotte mit einer etwas tiefer liegenden Nische für die Krippe und die Anbetung der drei Weisen, ganz ähnlich der Situation im Heiligen Land. Im Scheitelpunkt des Kapellenraumes, unter dem „Weihnachtsaltar“ kann man die gleichen lateinischen Worte wie in Betlehem lesen: Hic de Virgine Maria Jesus Christus natus est. Weiter unten zur Donau zu öffnet sich ein Atrium mit einem „Gloria-Fresko“ und einer Tür zu einem Pfad: wenigstens theoretisch kann der Wallfahrer auch heute noch von der Donau aufsteigend die Menschwerdung Christi betrachten, um dann an der Kreuzigungsgruppe in die Kirche einzutreten und hinter dem Hochaltar das Grab Christi zu finden. Dieser unterhalb der Kirche gelegene Bereich der Grotten war im Jahr 1773 vollendet. Das 18. Jahrhundert war die Blütezeit der Wallfahrten zum Heiligen Grab, im Mirakelbuch wird von Gebetserhörungen und zahlreichen Votivgaben berichtet. Allmählich gab es aber auch einen Wechsel in der Verehrung: war anfänglich die Verehrung des Heiligen Grabes im Vordergrund, traten nach und nach noch die hl. Rosalia und Peregrinus auf den Plan: Rosalia wurde die Patronin der Kirche und bekam unterhalb der Kreuzigungsgruppe einen eigenen Kapellenbau über einem Brunnen. Dem heiligen Peregrinus Latiosus (1265–1345) wurde eine Seitenkapelle geweiht. Wenn Schönbühel auch nie zu den großen Wallfahrtsstätten Österreichs zu zählen ist, so werden doch zum Beispiel im Jahre 1731 17.450 Kommunikanten gezählt. Doch am Ende des 18. Jahrhunderts machte sich die neue kirchenpolitische Situation unter Kaiser Joseph II. bemerkbar. 1783 erging ein Aufhebungsdekret, in dem auch das Servitenkloster Schönbühel mit elf Ordensleuten genannt wird. Aus rein praktischen Gründen – die Übernahme der Pastoral, die anzustellenden Weltgeistlichen – wurde die Aufhebung nicht durchgesetzt, der Konvent wurde aber auf fünf Priester und zwei Laienbrüder „reduziert“ und konnte so weiterbestehen, aber kirchliche Bräuche wurden eingeschränkt, worunter die Wallfahrt fast gänzlich eingeschränkt wurde. Immerhin gibt es im 19. Jahrhundert noch einzelne Berichte über „Angelobungen an das Heilige Grab“, noch 1877 gelobte ein Jüngling, ein Holzkreuz zum Wallfahrtsort zu tragen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts erholte sich das kirchliche Leben von den Auswirkungen des Josephinismus, die Wallfahrt zum Hl. Grab erreichte freilich nicht mehr die einstige Blüte. Im Jahre 1980 wurde das Kloster der Serviten aus Nachwuchsmangel schließlich aufgelöst: doch vorher wurde die ganze Anlage unter der umsichtigen Aufsicht der letzten Serviten umfassend renoviert. Heute wird die Kirche von einem Benediktiner von Stift Melk seelsorgerlich betreut. Verwendete Literatur Wolfgang Häusler, Konvertitenstiftung und „Volksfrömmigkeit“ – Aspekte der Wallfahrtskultur des Servitenklosters Schönbühel (Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs, 10) Peda Kunstführer 1053/2020 Schönbühel an der Donau Blick von Schönbühel in Richtung Melk IM LAND DES HERRN

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