Im Land des Herrn | 79. Jahrgang | 2025 - 1

20 2/2025 noch in Verwendung. Das Wasser aus der Quelle ist ungefähr 30°C warm, ist leicht salzig (Salzgehalt: 0,3 %; zum Vergleich: Meerwasser hat 3,5%), und hat eine Schüttung von ca. 2000m3 in der Stunde. Das Wasser wird, zusammen mit dem anderer salzhaltiger Quellen, in einem Kanal um den See Gennesaret herumgeleitet, um eine Versalzung des Sees zu verhindern. Eine Besonderheit der Nur-Quelle ist der Somit ha-Galil („Galiläa-Blindling“), ein blinder Krebs, der, an das Salzwasser angepasst, ausschließlich in diesen Quellhöhlen vorkommt. Die Scheva-Quelle („Sieben-Quell“) trägt den alten Namen des Quellgebiets. Sie entspringt im Grundstück der Franziskaner und ist kleiner, kühler (ca. 25°C) und weniger salzig als die Nur-Quelle. Über Kanäle fließt ihr Wasser bis zur Begegnungsstätte bei den Benediktinern und dann in den See. Die dritte Quelle entspringt ebenfalls auf dem Grundstück der Franziskaner und fließt an dessen Südostecke (beim „Hiobsbrunnen“) in einem Wasserfall in den See. Die Brotvermehrungskirche Um das Jahr 1880 kam der Maurermeister Franz Keller nach Palästina und mit Hilfe des damaligen Palästina-Vereins konnte er von Beduinen hier am See ein Stück Land erwerben In der selben Zeit waren die Franziskaner unter ähnlichen Schwierigkeiten um den Mensa-Christi-Felsen nebenan und um das vermutete Kafarnaum bemüht. Die heutigen Besucherscharen machen sich keine Vorstellung mehr davon, welche endlosen Verhandlungen und wie viele Behördenbesuche notwendig waren, um selbst ein Stück wenig genutztes, malariaverseuchtes Land zu erwerben, das Beduinen als Freiraum ihrer nomadischen Lebensweise betrachteten. Im Jahr 1900 hielt sich hier der Schriftsteller Karl May auf und schenkte dem Haus seine Bücher. Von 1907 bis 1939 betreuten deutsche Lazaristen den Ort, die in dieser Zeit Pionierarbeit leisteten – nicht nur in Tabgha, sondern auch, indem sie in Galiläa und im angrenzenden südlichen Libanon über zwanzig Schulen aufbauten. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mussten die deutschen Lazaristen den Ort und das Land verlassen. Zunächst als Notlösung – die sich aber bald als dauerhaft und segensreich erweisen sollte – wurde Tabgha den Benediktinern von der Dormitioabtei aus Jerusalem anvertraut. Diese war zwar auch ein deutsches Kloster, aber einige der Mönche waren keine reichsdeutschen Staatsbürger; vier von ihnen wurden nach Tabgha gesandt. Fast von Anfang an war P. Hieronymus Brizič († 2014) dabei, ein Kroate, der mit wenigen Unterbrechungen in Tabgha lebte und unzählige Pilger hier begrüßt hat. Seine Erinnerungen an die lange Zeit, vor allem an die verschiedenen Kriegszeiten, sind ein eindrucksvolles Zeugnis von den Schwierigkeiten und vom zähen Fleiß, mit dem es den Mönchen gelang, diesen Ort der Kirche und den christlichen Pilgern zu erhalten. „Living Water“ Grundstück der Franziskanerinnen IM LAND DES HERRN

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=