30 FRANZISKANER 3|2023 Wir sind der Feuermelder Die »Letzte Generation« Seit gut einem Jahr ist sie in aller Munde: die »Letzte Generation«. In der öffentlichen Wahrnehmung sind die Klimaaktivist:innen vor allem wegen ihrer Aktionsformen in der Kritik. Ihre Forderungen werden hingegen sehr viel weniger diskutiert. Stattdessen intensiviert sich die Strafverfolgung. Und die Gruppierung, die strikt gewaltfrei agiert, wird als »kriminelle Vereinigung« diffamiert. Wir sprachen mit einer der Sprecher:innen der »Letzten Generation« über Motive, Zielsetzungen und Strategien der Gruppe. Interview Anna Lea Meinhardt und Lukas Neu Josephine Schwenke, wie sind Sie zur »Letzten Generation« gekommen? Das Interesse am Klimaschutz fing an, als ich für mein Studium nach Freiburg gezogen bin. Anfangs habe ich versucht, selbst so nachhaltig wie möglich zu leben. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es eigentlich kein persönliches, sondern ein systemisches und politisches Problem ist. Solange nachhaltiges Leben komplizierter und teurer ist, ist es ein falsches System. Deswegen habe ich mich politisch engagiert. Ich habe mich viel mit zivilem Ungehorsam und der Effektivität von disruptivem, also normverletzendem Protest und der »Letzten Generation« auseinandergesetzt und bin dann hier auch aktiv geworden. Was für Menschen sind bei der »Letzten Generation« aktiv, und wie organisiert sich die Gruppe? Wir repräsentieren nicht unbedingt die Sozialstruktur unserer Gesellschaft. Die meisten unserer Mitglieder kommen bisher aus dem akademischen Bereich. Bezüglich der Altersverteilung sind wir ziemlich nah an der realen Altersstruktur der deutschen Gesellschaft. Unsere Organisationsstruktur entwickelt sich ständig weiter. Angefangen hat es mit einem Gründungsteam von insgesamt sechs Personen. Hier lag zu Beginn auch die Entscheidungsgewalt. Mittlerweile hat sich dies sehr ausdifferenziert. Es gibt unterschiedliche Teams, die sich um Strategie, Kommunikation, Aktionsplanung und -organisation etc. auf den verschiedenen Ebenen kümmern. Einzelpersonen aus den unterschiedlichen Teams beraten sich gemeinsam, um zu strategischen Entscheidungen zu kommen. Wie finanziert sich die Gruppe? Und werden die Mitglieder für ihre Arbeit bezahlt? Wir finanzieren uns hauptsächlich aus Spendengeldern. Besonders zu Beginn hat zudem der »Climate Emergency Fund« eine An- © PICTURE ALLIANCE/DPA
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=