34 FRANZISKANER 3|2023 »Fridays for Future« Unser Platz in der Klimagerechtigkeitsbewegung Fünf Jahre »Fridays for Future«, eine Zeit, in der sehr viel passiert ist. Der Diskurs rund um die Klimakrise hat sich vollständig verschoben, und es konnten große und viele kleine Erfolge verzeichnet werden: die gewonnene Klage vor dem Bundesverfassungsgericht, der Rückzug von RWE vom Bau eines neuen LNG-Terminals, der Beschluss, überhaupt einen Kohleausstieg zu vollziehen, oder all die kommunalen Plänen und Projekten hin zu effektivem Klimaschutz. Dennoch liegt noch ein weiter Weg vor uns. Und so stellt sich für uns alle die Frage, wie wir klimagerecht die weltweite Erhitzung unserer Erde am Erfolg versprechendsten stoppen können. Für mich ist klar: Es bedarf eines Weges, der die Gesellschaft mitnimmt; einen Weg, der die Menschen in ihren realen Lebenssituationen abholt, um gemeinsam für eine klimagerechte Welt einzutreten. Aus diesem Grund bin ich bei Fridays for Future aktiv. Wir setzen seit fünf Jahren darauf, die große Mehrheit der Gesellschaft auf die Straßen zu bringen; sichtbar zu machen, dass eine Mehrheit der Menschen mehr Klimaschutzmaßnahmen fordert. Gerade in einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen von der Politik nicht mehr ernst genommen fühlen, ist es wichtig, genau diesen Menschen eine Stimme zu geben und erlebbar zu machen, dass wir etwas erreichen können. Seit fünf Jahren bringen wir in Deutschland immer wieder Hunderttausende Menschen auf die Straße und zeigen, dass Klimaschutz kein Nischenthema ist. Doch »Fridays for Future« ist nur ein Akteur in der Klimagerechtigkeitsbewegung. Es gibt noch zahlreiche andere Gruppen und Initiativen von »Ende Gelände« über »GermanZero« bis hin zur »Letzten Generation«, um nur einige zu nennen. Und genau darin besteht für mich die große Stärke. Wenn wir politisch etwas verändern wollen, benötigen wir unterschiedliche Methoden, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Damit das gelingen kann, ist auch eine differenzierte Wahrnehmung der einzelnen Gruppen und Initiativen von großer Bedeutung. Für die Wirksamkeit der einzelnen Strategien ist es unumgänglich, dass es klare Unterscheidungsmerkmale gibt. Nur wenn das gegeben ist, kann beispielsweise »GermanZero« wirkungsvoll mit Abgeordneten sprechen und konkrete Gesetzesvorschläge machen, wenn sie nicht zugleich mit Demonstrationen oder Blockaden identifiziert werden. Diese Wahrnehmung der Unterschiede fehlte in den letzten Monaten häufig. So wurden in der Öffentlichkeit oft alle Initiativen mit der »Letzten Generation« gleichgesetzt. Für den Erfolg der Klimagerechtigkeitsbewegung ist dies schädlich, insbesondere wegen der Rolle der »Letzten Generation«. Diese zielen vor allem auf die Unterbrechung des Alltags, und zwar durch fortwährende Provokation – eine riskante Strategie, die auf zunehmend mehr Ablehnung und auch berechtigte Kritik stößt. So ist es Aufgabe der gesamten Klimagerechtigkeitsbewegung, dieses öffentliche Bild zu korrigieren und aufzuzeigen, wie vielfältig unsere Strategien sind. Schlussendlich ist es wichtig, dass alle Menschen, die etwas tun wollen, ihren Platz in der Bewegung finden. Doch so wichtig der Austausch über Strategien und Aktionsformen ist, entscheidend wird sein, dass sich der öffentliche Diskurs auf die effektive Bekämpfung der immer weiter voranschreitenden Klimakrise konzentriert. Daher ist es unser aller Aufgabe, dass sich die öffentliche Debatte wieder um die dringenden Klimaschutzmaßnahmen dreht und nicht mehr um radikale Protestformen. Es ist mehr als offensichtlich, dass von politischer Seite vor allem die Protestformen skandalisiert werden, um nicht über die dringend nötigen Maßnahmen sowie das aktuelle politische Versagen sprechen zu müssen. Das können wir alle nicht länger akzeptieren! Ole Horn (23) aus Halle (Saale) ist Pressesprecher von »Fridays for Future Deutschland« und engagiert sich seit fünf Jahren in der Klimagerechtigkeitsbewegung.
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