36 FRANZISKANER 3|2023 Eines der FEE-Projekte ist das Schulprojekt in Bosnien und Herzegowina, in dem Marie und Mirjam arbeiten. Es gehört zum Konzept des franziskanischen Dienstes, dass jeweils zwei Freiwillige gemeinsam vor Ort sind. Die beiden jungen Frauen leben in einem Internat, das zu einem franziskanischen Gymnasium mit Franziskanerkloster gehört. Die beiden sind noch immer begeistert davon, wie offen und herzlich sie empfangen wurden. Auch die Sprachbarriere sei kein besonders großes Problem. »Viele der Menschen, mit denen wir hier vor Ort zu tun haben, sprechen gut Deutsch oder Englisch. Und zur Not helfen auch Handzeichen …«, erzählt Mirjam. nicht Teil des Freiwilligendienst von »Franziskaner Helfen« in Bonn ist, der an das weltwärts-Programms angebunden ist. Dort können die Freiwilligen nur in Länder entsandt werden, die auf der DAC-Länderliste der Entwicklungsländer und -gebiete stehen. Das würde den Einsatz in Europa sehr einschränken, da nur 10 der 47 europäischen Staaten dazugehören. Stattdessen ist FEE anerkannter Träger im Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD), der durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. Dadurch werden knapp ein Drittel der Kosten abgedeckt, der Rest wird aus Spenden und Eigenkapital des Franziskanischen Bildungswerks finanziert. »Wir wollen den Freiwilligendienst jedem ermöglichen. Diese Erfahrung darf nicht vom Geld der Eltern abhängen«, bekräftigt Sarah Knauer. Sozial, friedenstiftend, interkulturell Die drei Leitlinien der FEE lauten: »sozial, friedenstiftend, interkulturell«. Als Grundorientierung passt das besonders zu einem franziskanischen Angebot. Der soziale Aspekt der ehrenamtlichen Arbeit während des Freiwilligendienstes ist in allen Projekten offensichtlich. Im besonderen Maße tritt er im FEE-Projekt in Bilbao, Spanien, zutage. Jakob und Malena arbeiten dort hauptsächlich mit wohnungslosen Menschen zusammen, helfen bei der Alltagsbewältigung und ermöglichen Freizeitangebote. Eine gewisse Parallele zur Hinwendung des Franziskus‘ zu den Randständigen seiner Zeit, den Aussätzigen, drängt sich auf. Auch andere herausragende Aspekte der Biografie des Heiligen kommen beim Blick auf die Einsatzorte und die dort zu bewältigenden Aufgaben in den Sinn. So das Treffen zwischen Franziskus und dem Sultan El-Kamil, das den Dialog zwischen Kulturen an die Stelle des Konflikts rückt. Immer wieder wird deutlich, dass die FEE-Leitlinien nicht aus der Luft gegriffen, sondern tief im franziskanischen Erbe verwurzelt sind. Erinnert sei nur an die Geschichte von Franziskus, der den gefürchteten Wolf zu seinem Bruder macht und das Verhältnis zwischen dem Wolf und der Bevölkerung von Gubbio befriedet, indem den Bedürfnissen aller Rechnung tragende Bedingungen vereinbart werden. Freiwillige in die Welt zu entsenden und mit diesen Werten auszurüsten, drängt sich für einen franziskanischen Freiwilligendienst fast auf. Aber die Umsicht, mit der diese Werte an die Freiwilligen u. a. bei den Vorbereitungsseminaren vermittelt werden, ist etwas Besonderes. Vorbereitung ist alles Seitens des zuständigen Ministeriums ist vorgeschrieben, dass die Entsender Vorbereitungsseminare anbieten müssen. Doch wie diese gestaltet werden, bleibt den Trägern selbst überlassen. Marie, Mirjam, Jakob und Malena haben in der Zeit vor ihrer Entsendung an vier Vorbereitungsseminaren teilgenommen. »Ich wusste von vornherein, dass ich mich auf die Unterstützung und eine gute Vorbereitung durch das franziskanische Bildungswerk verlassen kann«, stellt Marie fest. »Sehr wichtig war mir, dass ich nicht planlos in das Jahr reingehe und während des Jahres Unterstützung bekomme, wenn ich die brauche«, erläutert sie weiter. Da sie das Franziskanergymnasium Kreuzburg in Großkrotzenburg besucht hatte, kannte sie bereits das ebenfalls dort ansässige Franziskanische Bildungswerk. Dass eine gute Vorbereitung immens wichtig ist, betont auch Sarah Knauer: »Wir können keine Freiwilligen nach Bosnien und Herzegowina schicken, ohne über die jugoslawischen Nachfolgekriege gesprochen zu haben. Die prägen eine ganze Generation noch heute. Und das ist nur ein Aspekt unter vielen.« Neben praktischem und historischem Auslandsstellen Vlora – Albanien: 6 Monate Kurzzeitfreiwilligendienst, Kinder und Jugendbetreuung Bilbao – Spanien: 12 Monate, Arbeit mit der Sozialhilfeeinrichtung Bizitegi für wohnungslose Menschen und mit obdachlosen Migrant:innen und Tourist:innen Genf – Schweiz: 12 Monate, Mitarbeit bei Franciscans International, der franziskanischen Stimme bei den Vereinten Nationen Visoko – Bosnien und Herzegowina: 12 Monate, Mitarbeit in Internat und Gymnasium Visoko – Bosnien und Herzegowina: 12 Monate, Arbeit in Kloster und Museum Momentan gibt es vier Orte, an denen sich Freiwillige engagieren können. Die Einsatzstellen in Albanien, Bosnien und Herzegowina, der Schweiz und Spanien wurden von dem Beauftragten der Deutschen Franziskanerprovinz, René Walke OFM, zuvor besucht, um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit gut gelingen wird. »Es ist wichtig, dass wir als Entsender einen engen Draht zum Projekt haben«, so Sarah Knauer. Der europäische Austausch und die Auswahl der Einsatzorte waren der Grund, warum FEE ERSTES UND ZWEITES BILD: © FRANZISKANISCHER FREIWILLIGEN DIENST | BILBAO: © STOCK.ADOBE.COM
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