26 FRANZISKANER 4|2023 MÄRZ Geistesblitz Beim Geschirrspülen in Gedanken versunken, das Handtuch am Arm, als ich Radio hörte ganz nebenbei – eine Meldung, die mich aufhorchen lässt. Ein Wort, das plötzlich trifft. Jenes Wort, das fehlt. Was nicht passen wollte, fügt sich zusammen. In wirren Teilen zeigt sich Klarheit. Ich danke Dir, Gott, für diesen Geistesblitz: Inspiration zwischen Kaffeetassen und Kochtöpfen. Du Weisheit Gottes, Lebenskraft. Lass dein Wort wurzeln im Alltag – und sei es beim Abwasch. Hildegund Keul (* 1961) Beim Abwasch Beten ist an keinen Ort gebunden – die Gottesantwort ebenso wenig. Wie einfach und alltäglich wird der Dialog zwischen Beterin und Radiomoderator, zwischen Lauscherin und Sprechendem formuliert und in häusliches Tun eingebettet. So herrlich unfromm und normal. Dabei ist es doch gar nicht »das Normale«, was sich ereignet. Ein Wort, eine Nachricht im Radio, unverhofft, unerwartet. Trifft. Nur die Beterin selbst kann erfassen, was es für sie bedeutet: ein Geistesblitz, eine Antwort, ein Hinweis, eine Orientierung. Zwischen den Gegenständen des Alltags gehört, gefunden und aufgehoben. Diese Erfahrung von Weisheit Gottes und von Lebenskraft zwischen Kaffeetassen und Kochtöpfen wird zum Gegenbild für den, der unterwegs ist mit der Überzeugung: Beten ist naiv. Es ist warten auf jemanden, der niemals kommt. Immer wieder bitten um etwas oder jemand, der nicht da ist. Gebet ereignet sich im Zuhören, im hinhorchen, in der Routine des Abwaschens. Wir müssen nicht nach Worten suchen, um Gott anzusprechen. Hin und wieder wird uns ein Wort geschenkt, das aufbaut, beruhigt, klärt. Was für ein Halt: als Betende darauf vertrauen zu dürfen, dass Gott in uns Menschen lebendig ist. Zum Nachdenken • An welchen »Geistesblitz« kann ich mich erinnern? • Was ist mein »Abwaschort« im Alltag, um mit Gott zu sprechen? 2024
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=