Franziskaner - Winter 2023

6 FRANZISKANER 4|2023 Andreas Brands OFM Heilige Nacht. Was uns Lukas in seinem Evangelium überliefert, erscheint erst mal wenig heilig: Es ist Nacht. Es ist kalt. Maria und Josef sind unterwegs, unbehaust, heimatlos. Das Kind wird an einem Ort geboren, an dem es nach Tieren riecht. Es wird in einen Futtertrog gelegt, in dem Heu die einzige Bequemlichkeit bietet. Erschöpft sind sie und abgeschoben, am Rande des Weges, irgendwo. Keine Situation, in der man selbst sein möchte; keine Situation, die man anderen wünscht. Ein würdeloses Ereignis, nicht feierlich, auch dann nicht, wenn Chöre singen, Engel den Frieden verkünden und Hirten zu Besuch kommen. Die Heilige Nacht, wie sie uns Lukas mit wenigen Worten schildert, ist eine karge Geschichte – keine Heimeligkeit, kein Glanz. Keinem Menschen sei so ein unheiliger Empfang in der Welt bereitet.

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