Die Menschwerdung Gottes, verbunden mit der Erfahrung, Gott gerade dort zu finden, wo er nicht vermutet wird, ist ein Thema, das die Spiritualität Franz von Assisis wesentlich geprägt hat. Da dieses Verständnis von Weihnachten vielen Menschen seiner Zeit kaum noch zugänglich war, versucht er, einen neuen Zugang zu finden, indem er alle seine Sinne zu Hilfe nimmt. Franziskus war kein Gelehrter. Wir haben nur wenige kleine Schriften, die von ihm überliefert sind. Das Weihnachtsereignis, das Staunen über die Menschwerdung Gottes, der für uns am Weg geboren ist, zieht sich aber wie ein roter Faden durch einen Großteil dieser wenigen Schriften. Es kann als eines der zentralen Themen seiner Spiritualität bezeichnet werden. In der ersten Lebensbeschreibung von Thomas von Celano schreibt dieser: Vor allem war es die Demut der Menschwerdung Jesu und die durch sein Leiden bewiesene Liebe, die seine Gedanken derart beschäftigten, dass er kaum an etwas anderes denken wollte. Liest man die Beschreibung dieser besonderen Feier in Greccio, fällt auf, dass weder Josef noch Maria genannt werden. Das Kind selbst wird nur als von einem Bruder in einer Vision gesehen erwähnt. Das scheint mir der Unterschied zu unseren heutigen Krippendarstellungen zu sein: Nicht die heilige Familie steht im Mittelpunkt dieser Weihnachtfeier, sondern die Demut Gottes, die für Franziskus nicht nur an Weihnachten sichtbar wird, sondern auch in jeder Eucharistiefeier während der Wandlung. In beiden Ereignissen macht Gott sich unscheinbar und anfassbar. Daher liegt es für Franziskus nahe, Eucharistie an einem Ort zu feiern, der diese Parallelität noch einmal mehr unterstreicht. Das hängt wohl auch mit einer der grundlegenden Gotteserfahrungen zusammen, die Franziskus in seiner Elisabeth Bäbler OSF eier in Greccio rechts: Sieger Köder, Weihnachten in Greccio. Kinderdorf Ellwangen, Franziskuskapelle © Sieger Köder-Stiftung Kunst und Bibel, Ellwangen, www.verlagsgruppe-patmos.de/rights/abdrucke
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