15 FRANZISKANER 1|2024 chen inneren Ausrichtung – Demokratie, weniger Demokratie, Diktatur – zumindest verständigen würden, bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen zu kooperieren, dann wäre das ein Fortschritt. Was muss passieren, damit die UN eine zentrale Rolle in einer solchen globalen multipolaren Ordnung spielen kann? Stegner: Ich könnte mir vorstellen, dass die UN eine Rolle als Kontrollorgan spielen könnte, um die Einhaltung von Vereinbarungen zu gewährleisten, sollte es eine Einigung im Ukraine-Krieg geben. Es könnte ein Mandat für die UN geben, diese sehr vulnerablen Zwischenziele durchzusetzen, die dort vereinbart werden würden. Und ansonsten scheint es mir so zu sein: Je mehr man die Länder des globalen Südens davon überzeugt, dass wir nicht nur mit dem Ellenbogen Politik machen und weltweiten Raubtierkapitalismus durchsetzen, umso besser würden wir auch als Deutschland und EU dastehen. Wenn ich im Ausland bin, höre ich sehr viel Positives über Deutschland. Es wird oft gesagt, dass die deutsche Außenpolitik nicht mit den Ellenbogen betrieben wird, sondern wir die meiste humanitäUm ein handlungsfähiges Organ der Weltgemeinschaft zu sein, muss die Zusammensetzung der ständigen Vertreter im UN-Sicherheitsrat um Staaten aus dem globalen Süden erweitert werden – wie Indien, Brasilien, Südafrika © MICHAEL KAPPELER – PICTURE.ALLIANCE.COM re Hilfe geben und bestimmte Dinge stärker unterstützen als andere. Da könnten wir noch ein bisschen mehr machen. Gibt es Ansatzpunkte, wo zivilgesellschaftliche Organisationen und Kirchen handeln oder zu mindesten ihren Beitrag leisten können, um nicht nur als frustrierte Zuschauende bei dem fürchterlichen Spiel dabei zu sein? Stegner: Ich finde, die Kirchen haben ein besonderes Interesse zu sagen: Wir sind nicht dafür da, bequem zu sein, sondern den Zeigefinger zu erheben und zu sagen, lasst uns mehr reden. Wir sind nicht diejenigen, die Waffen segnen, die wir überallhin exportieren, sondern wir sind diejenigen, die darauf aufmerksam machen, dass Frieden der Ernstfall ist und die Gerechtigkeitsfragen gestellt werden. Wir haben globale Gerechtigkeitsfragen, die wir anders beantworten müssen, als wir das bisher tun. Da könnten die Kirchen und andere sich lauter zu Wort melden. Zumach: Die Kirchen waren immer dann relevant, wurden gehört und haben etwas bewegt, wenn sie mit eigenen neuen Initiativen kamen. Oder wenn sie sich deutlich, präzise und kritisch zur aktuellen Politik geäußert haben. Eine vollständige Fassung dieses Interviews mit zahlreichen weiteren konkreten Differenzierungen zum Thema findet sich auf ▶▶ www.franziskaner.de
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=