Franziskaner - Frühling 2024

18 FRANZISKANER 1|2024 »Krieg soll um Gottes Zur Praxis katholischer Friedensarbeit Bereits in der ersten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) 1948 in Amsterdam erklärten die Teilnehmenden unter der Überschrift »Krieg soll um Gottes Willen nicht sein«, dass Kriege als Methode zur Beilegung von Konflikten unvereinbar seien mit den christlichen Lehren und dem Beispiel unseres Herrn Jesu Christus. Weiter sagte die Versammlung: »Die Rolle, die der Krieg im heutigen internationalen Leben spielt, ist Sünde wider Gott und eine Entwürdigung des Menschen […]. Die herkömmliche Annahme, dass man für eine gerechte Sache einen gerechten Krieg mit gerechten Mitteln führen könnte, ist […] nicht mehr aufrechtzuerhalten.« Vor dem Hintergrund der fürchterlichen Erfahrungen während der beiden großen Weltkriege bekannten sich bei der Vollversammlung des ÖRK 1948 die teilnehmenden Kirchen eindeutig dazu, dem Beispiel Jesu Christi zu folgen und Kriege zu verdammen. Bereits nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gab es in der katholischen Kirche in Deutschland durchaus Initiativen und Bewegungen, die sich mit Friedensfragen auseinandergesetzt haben; so zum Beispiel der von Max Josef Metzger 1919 begründete Friedensbund deutscher Katholiken. Auch die katholischen Jugendverbände setzten sich für die Nachfolge Jesu Christi und somit für das Friedensgebot ein. Sie repräsentierten allerdings eine kleine Minderheit in der katholischen Kirche. Am 1. Juli 1933 wurde der Friedensbund deutscher Katholiken verboten und aufgelöst. Auch die Initiativen der Jugendbewegungen wurden untersagt, in den Untergrund abgeschoben und unter schwere Strafandrohungen gestellt. Nach 1945 wurde der Friedensbund neu gegründet und bestand bis April 1951. Seine Mitglieder wollten das Liebesgebot Jesu Christi in allen Lebensbereichen zur Geltung bringen und am Aufbau einer internationalen Friedensordnung mitwirken. Viele Mitglieder des Friedensbundes deutscher Katholiken setzten nach der Auflösung ihre Arbeit in der 1948 gegründeten »Gebetsgemeinschaft für den Frieden«: pax christi fort. pax christi verstand sich im Sinne der Versöhnung als Gebetsgemeinschaft, die für den Erhalt des Friedens betete, Wallfahrten organisierte und für Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich eintrat. Erst Anfang der 1960er Jahre entwickelte pax christi ein politisches Friedensprofil und setzte sich mit den Sühnewallfahrten nach Auschwitz für die Aussöhnung mit Polen ein. Mit diesen Sühnewallfahrten und damit verbundenen Gesprächen, Kontakten und Unterstützungsleistungen legte pax christi letztendlich einen der Grundsteine für eine auf Versöhnung ausgerichtete Ostpolitik. Ebenso ging aus dieser Arbeit das Maximilian-Kolbe-Werk hervor, dass sich zur Aufgabe gemacht hat, KZ-Überlebende zu unterstützen. Heute gibt es neben pax christi noch einige weitere Akteure im kirchlich-katholischen Raum, die den Frieden braucht soziale Gerechtigkeit: Misereor und andere protestieren im November 2023 in Berlin gegen die geplante Kürzung dringend benötigter Mittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit Erzählen gegen das Vergessen: Seit 2001 bietet das Maximilian-Kolbe-Werk gemeinsam mit kirchlichen Partnern in Deutschland Zeitzeug:innen-Gespräche in Schulen und Gemeinden mit Überlebenden nationalsozialistischer Konzentrationslager und Ghettos an LINKS © JENS-ULRICH KOCH – PICTURE.ALLIANCE.COM; RECHTS © CHRISTIAN DITSCH – PICTURE.ALLIANCE.COM

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