20 FRANZISKANER 1|2024 Friedenstreffen der Religionen, das im vergangenen Jahr in Berlin stattfand, setzt die Gemeinschaft weit über die katholische Kirche hinaus ein Zeichen für die friedensstiftenden Potenziale der Religionen. Die deutsche Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi mit ihren Diözesanverbänden, örtlichen Basisgruppen und ungefähr 5000 Einzelmitgliedern engagiert sich heute im gesamten Themenspektrum von »Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung«. Gebet, Informations- und Bildungsarbeit, Demonstrationen, konkrete Unterstützung für Geflüchtete, politische Lobbyarbeit für Frieden, Gerechtigkeit und die Einhaltung von Menschenrechten prägen die Bewegung in Deutschland. Aktive Gewaltfreiheit ist für pax christi der Weg, dem Friedensgebot Jesu Christi nachzufolgen. Auch die Soldatinnen und Soldaten der Gemeinschaft Katholischer Soldaten stellen sich kritisch den Fragen, die sich aus dem Soldatenberuf ergeben. Sie bringen sich in den Meinungsbildungsprozess von Kirche, Politik und Gesellschaft ein und beziehen auf der Grundlage der katholischen Sozial- und Friedenslehre Position. Die Chancen der unterschiedlichen Blickwinkel Es ist ein bunter Strauß von Aktiven in der katholischen Kirche, die sich auf ihre je eigene Art in die Positionierungen der Kirche, in Politik und Zivilgesellschaft einbringen. Das geschieht keinesfalls immer im Einvernehmen miteinander. Es werden unterschiedliche Positionen benannt und auch von den jeweiligen Verbänden und Organisationen vertreten. Immer wieder wird mit Respekt vor den unterschiedlichen Positionierungen nach Wegen des gemeinsamen Handelns gesucht und gerungen. Angesichts der beiden uns sehr nahe gerückten Konflikte, des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und des Überfalls der Hamas auf Israel und des daraus folgenden Krieges in Gaza, kommen die verschiedenen Organisationen zu unterschiedlichen Einschätzungen und Positionen. Selbst innerhalb meiner Herkunftsorganisation, pax christi, gestehen wir uns unterschiedliche Positionen zu, zum Beispiel in Fragen von Waffenlieferungen an die Ukraine zur Selbstverteidigungszwecken. Derzeit gibt es mehr als 50 anerkannte Kriege auf der Welt und weit über hundert Krisenherde, die die Spannungen des Miteinanders deutlich machen. Dass bei der Bewertung all dieser Konflikte auf die große Expertise der Akteure im gesamten katholischen Raum zurückgegriffen werden kann, ist oftmals hilfreich. Auch wenn die Einschätzungen und Bewertungen manchmal unterschiedlich ausfallen – die Chance, die diese Unterschiedlichkeit bietet, ist immens. Durch den Austausch und das Austragen von Unterschiedlichkeiten bieten sich immer wieder neue Blickwinkel auf festgefahrene Meinungen. Einig sind sich sicherlich alle Akteur:innen in der Einschätzung, dass Gewalt nicht das Mittel zur Lösung von Konflikten sein kann. Auch werden sie die Einschätzung von Papst Franziskus teilen, dass Krieg für sich schon ein Verbrechen gegen die Menschheit ist. Die katholischen Organisationen und Verbände, die sich für den Frieden in der Welt engagieren, sind sicherlich auch vereint im Gebet um genau diesen Frieden, den Jesus Christus uns vorgelebt hat. Und hier schließt sich der Kreis mit der Aussage der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen: Krieg darf um Gottes Willen nicht sein. Die jedes Jahr stattfindende Sternsingeraktion ist ein weiteres Beispiel internationaler Friedensarbeit. Die Aufnahme entstand beim Auftakt der diesjährigen Sternsingeraktion in Kempten, die unter dem Motto stand: »Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit« Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio verbindet soziales Engagement für die Ärmsten mit dem Einsatz für Frieden. Die von ihr ausgerichteten großen Friedenstreffen mit hochrangigen Vertreter:innen der Weltreligionen – wie hier im November 2023 in Berlin – sollen die gemeinsamen Friedenspotenziale der Religionen zur Geltung bringen Gerold König ist Bundesvorsitzender der Deutschen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi OBEN © ANDREAS OERTZEN – KNA-BILD.DE; LINKS © RÜDIGER GÖRLZ; RECHTS © CHRISTOPHER BESCHNITT
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