Franziskaner - Frühling 2024

38 FRANZISKANER 1|2024 Sie machen eine wichtige Problemanzeige, aber Abwehr sollte nicht das Ende vom Lied sein, auf beiden Seiten nicht. Für unser Verständnis von Synodalität gibt es gute Gründe: Wir leben in einer demokratischen Kultur, in der Mitbestimmung selbstverständlich und eingeübt ist. Noch sehr viel mehr Katholik:innen werden sich hier vor Ort mit ihrem Engagement aus der Kirchen zurückziehen, wenn sie merken: Wir können hier nicht wirksam werden, weil wir nicht mitentscheiden können. Das sind Fragen, die offen diskutiert werden müssen, um einen Weg zu finden, wie wir aus der derzeitigen Sackgasse zusammen herauskommen. Sie haben schon recht, dass es sich hierbei nicht um ein reines Kommunikationsproblem handelt. Dennoch: Ich sehe tatsächlich keine gute Alternative, außer beharrlich im Gespräch zu bleiben, denn Konfrontation führt uns ja keinen Millimeter weiter. Deshalb meine Hochachtung für die Haltung Bischof Bätzings, der ja beides tut: Er bleibt klar in der Sache, und er versucht trotzdem immer wieder zu vermitteln. Frau Kreidler-Kos, wenn man den aktuellen Brief aus Rom liest, dann werden hier ja keinesfalls theologische Bedenken angeführt, sondern eigentlich nur kirchenrechtliche Machtworte schön verpackt – aber eindeutig – formuliert. Die Kurie sieht offensichtlich im Synodalen Weg in Deutschland und vor allem in der Frage der Mitbestimmung durch Laienvertreter:innen eine große Gefahr für die hierarchische Verfassung der Kirche und die alleinige Entscheidungsgewalt von Papst und Bischöfen. Das Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes im Volk Gottes scheint nicht sehr ausgeprägt. Damit geht es aber im Kern um eine Machtfrage. Ist diese aus Ihrer Sicht in Gesprächen, von denen die Laienvertreter:innen im Synodalen Weg bisher und wohl auch in absehbarer Zeit ausgeschlossen sind, wirklich gemeinsam lösbar und lohnt sich vor diesem Hintergrund die ganze Mühe? Ich höre diese Frage, ob sich das noch lohnt, oft und stelle sie mir selbst manchmal dreimal am Tag. Es gibt für mich zwei Antworten darauf: Erstens, ich bin nicht gewillt, den Raum der Kirche nur denen zu überlassen, die versuchen, die Machtfrage allein für sich zu entscheiden. Es ist wichtig, immer wieder deutlich zu machen, dass die Kirche die Kirche aller Getauften ist. Und zweitens: Die aktuelle sechste Kirchenmitglieder-Untersuchung zeigt, dass es für die allermeisten zur verfassten Kirche keine realistische Alternative gibt. Die Menschen, die aus der katholischen Kirche austreten, gehen ganz überwiegend nicht zu einer anderen christlichen Kirche oder Gemeinschaft, sie sind zumeist »obdachlos katholisch«. Das führt in eine © TIM WEGNER – PICTURE.ALLIANCE.COM Mehrere Dutzend Demonstrantinnen von »Maria 2.0«, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sowie Vertreter der Kirchenvolksbewegung »Wir sind Kirche« skandierten ihr Aktionsmotto »gleich und berechtigt« vor Beginn der Versammlung des Synodalen Wegs im März 2023 vor dem Kongresshaus der Messe Frankfurt

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