11 FRANZISKANER 2|2024 mehr, was letzthin alles von Pflanzen und Tieren stammt. Die fleißigen Bodenbewohner gehören auch dazu, sie arbeiten zusammen, damit Humus im Boden entsteht. Dieser Humus und verschiedene mineralische Bestandteile des Bodens speichern Wasser und stellen es mit Nährstoffen den Pflanzen zur Verfügung. Ein gut funktionierender Kreislauf, oder?« Ich will das Mädchen nicht mit Erläuterungen über die langen physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse, die aus totem Gestein fruchtbare Böden machen, überfordern, aber das Wesentliche hat sie begriffen. Ebenso, was jeder Eingriff in dieses perfekte System alles vernichten kann. Am radikalsten wirkt die vollständige Bodenzerstörung bei Flächenversiegelung durch Straßen- oder Gebäudebau. »Da stirbt alles, wenn der Boden zubetoniert wird«, betont meine Enkelin. Und ich mag ihr gar nicht erzählen, dass in Deutschland noch immer Tag für Tag eine Fläche von etwa 55 Hektar für Siedlungsbau und Verkehrsflächen verloren geht. Zudem verringert sich auch bei uns in Deutschland die Fruchtbarkeit unserer Äcker, und die Wüstenbildung nimmt zu. Von den landwirtschaftlichen Flächen in unserem Land weist mehr als ein Drittel eine mittlere bis hohe Erosionsgefahr auf. Zugleich findet die Bedrohung der Grundlage unseres Lebens weltweit statt. Die Böden auf unserem Planeten haben bereits 50 bis 80 Prozent ihres Humusgehaltes durch Ackerbau und Übernutzung verloren. Dass die Technisierung in der Forst- und Landwirtschaft mit immer schwereren Maschinen ihr Übriges GRAFIK: BODENATLAS 2024, EIMERMACHER/STOCKMAR+WALTER KOMMUNIKATIONSDESIGN, CC BY 4.0 unseren Füßen BEITRÄGE ZU GRUNDWASSER, HOCHWASSERSCHUTZ UND VIELEM MEHR Böden als Wasserspeicher BODENATLAS 2024 UBA kleiner Beitrag ✓ ✓ ✓ mittlerer Beitrag ✓ ✓ ✓ hoher Beitrag × kein Beitrag 100 150 0 50 200 cm Bebauung Gestein Humus Mineralboden Gesunde Böden nehmen viel Regenwasser auf. Mit einer ausgeglichenen Porenstruktur speichern sie es wie ein Schwamm und geben es bei Bedarf wieder ab. Durch Versickerung wird unser Grundwasser gespeist. Dabei reinigen Böden das Wasser, indem sie Schadstoffe herausfiltern. Bodenlebewesen wie Pilze und Bakterien können bestimmte Schadstoffe ab- und in ungiftige Verbindungen umbauen. hinzugetan hat, konnten meine Enkelin und ich einige Tage zuvor bei einem Spaziergang im Wald begutachten, wo in tiefen, betonharten Reifenspurrinnen von Harvestern das Wasser stand, während an anderen Stellen nebenan alles längst versickert war. Die verfügbare Menge an fruchtbaren Böden wird durch den unzureichenden Schutz wichtiger Bodenfunktionen fortwährend reduziert. Weltweit gelten sogar 25 Prozent der Böden als degradiert, das heißt, ihre lebensnotwendigen Funktionen sind stark eingeschränkt. Und in der EU sind die Böden in Spanien, Südfrankreich und Italien durch vermehrte Trockenheit von Versteppung bedroht, wie wir sie sonst mit der Wüstenbildung auf anderen Kontinenten in Verbindung bringen. Gesunde Böden sind Wasserspeicher Am Abend sehen wir in den Nachrichten Bilder von Überflutungen. Zum Glück ist es nicht so verheerend wie im Juli 2021. Neben dem großen Leid der Betroffenen in diesen Gebieten muss ich auch daran denken, wie viel fruchtbarer Boden weggeschwemmt wurde oder allein durch ausgelaufene Öltanks kontaminiert wurde. Immer wieder erinnern uns die Extremwetterereignisse an die elementare Bedeutung der natürlichen Bodenfunktionen. In anderen Jahren sahen wir Bilder von gigantischen Staubwolken über Feldern im Osten unseres Landes, wo auf Ackerflächen, die ob ihrer Größe kaum überschaubar waren, weder Hecken, Sträucher noch Bäume dem Wind und damit der Erosion Einhalt bieten. Immer stärker wird sichtbar, dass der fortschreitende
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