Franziskaner - Sommer 2024

16 FRANZISKANER 2|2024 habe eine mehrgliedrige Fruchtfolge, bei der verschiedene Früchte aufeinanderfolgen, nach einem definierten Muster. Es verändert sich ein bisschen bei den verschiedenen Böden und den verschiedenen Flächen, eigentlich ist das relativ einfach. Dann habe ich zwischen den Kulturen sogenannte Zwischenfrüchte. Welche aus vielfältigen Gemengen bestehen und dann wachsen wenn Lücken in der Fruchtfolge sind. Ich experimentiere gerade damit, inwieweit ich sogenannte Untersaaten ausbringen kann. Kurz bevor die Kartoffeln blühen, säen wir zum Beispiel Lupine dazwischen. Wenn im Sommer die Kartoffeln von Krautfäule befallen werden und absterben, kommt die Lupine ins Spiel. Sie beschattet den Boden, und mit ihren Wurzeln hält die Lupine unsere leichten Heideböden. Dazu verbessert sie deren Struktur, schützt sie vor Erosionen und lagert Stickstoff für die Folgekultur ein. Bei uns ist das Winterroggen. Beim Getreide wird Serradella als Untersaat eingesetzt. Das ist eine Klee-Verwandte, die dann wachsen soll, wenn das Getreide reif wird. Wenn wir den Roggen Ende Juli ernten, dann haben wir meist sehr viel Sonne. Würde der Boden nackt nur mit Getreidestoppeln daliegen, wäre das richtig schlecht. Das verhindert die Serradella. Die Böden schützt auch, dass wir relativ kleine Flächen haben, die rundum mit Hecken bepflanzt wurden. Das unterstützt den Artenschutz, reduziert die Windgeschwindigkeit und erhöht die Taubildung. Aktuell planen wir ein Agroforstprojekt, wo zusätzlich Baumstreifen gepflanzt werden. Außerdem wird bei uns viel kompostiert, das heißt, durch gute Kombination des Materials entsteht unter möglichst idealen Bedingungen fruchtbarer Humus, den wir ausbringen, um damit die Bodenfruchtbarkeit mindestens zu erhalten. Es gibt vom Thünen-Institut, dem wichtigsten landwirtschaftlichen Institut Deutschlands, eine sogenannte Bodenzustandserhebung. Sie besagt, dass auf allen Ackerböden in Deutschland der Humusgehalt abnimmt. Und wenn wir über Klimaleistungen der Landwirtschaft sprechen, dann müssen wir uns vornehmen, mindestens den Humusgehalt zu erhalten, weil wir sonst CO2 oder CO2-Äquivalente in einer Größenordnung freisetzen, die wir nicht wieder gutmachen können. Beim Thema Bodenschutz kommen natürlich noch die Bodenbearbeitungsgeräte hinzu. Bei der Frage nach dem Trecker gilt dann eben nicht »größer ist besser«, sondern wir setzen eher kleinere Maschinen mit geringen Achslasten ein. Achten Sie mal darauf, wenn Sie einen Trecker sehen, der einen Pflug zieht. In der Regel fährt er mit einem Rad in der Furche. Dann geht mehr als die Hälfte des Treckergewichts auf den Boden in der Tiefe, wo er pflügt, also bei 25 bis 30 Zentimetern. Und das ist eine Tiefe, wo die Wurzeln es schwer haben, die Verdichtung aufzulockern. Wir arbeiten mit leichtem Gerät und versuchen, statt tief zu pflügen, nur noch flach zu wenden. Das massive Bewegen tut dem Boden nicht gut. Da ich kein Glyphosat und kein Herbizid einsetze, weil ich gesund mit dem Boden umgehen will, muss ich ihn zwar immer noch ein bisschen umpflügen. Ich bin mit meinem System noch nicht so weit, dass ich es schaffe, komplett vom Pflügen wegzukommen. Aber ich versuche, weniger tief zu pfügen und mit allen vier Rädern oben auf dem Boden zu fahren, den ich danach umdrehe. Das heißt, die Verdichtung geht in den Boden, den ich danach bewege, und wird so quasi wieder aufgelöst. Ist Ökolandbau die Lösung, um dem alarmierenden Verlust an Bodenfruchtbarkeit entgegenzuwirken? VIELE VORZÜGE Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen BODENATLAS 2024 BOSSIO ET AL. Fördert Artenvielfalt, vernetzt Lebensräume. Bietet Erosionsschutz, reichert Wasser mit Nährstoffen an und bindet Schadstoffgase Bäume im Ackerland Wiederbewaldung Fördert die Bodenfauna, führt zu größerer Widerstandsfähigkeit gegen Dürre und verbessert den Wasserrückhalt Schutz des Waldes Verbessert Rückhalt des Wassers und Abflussregulierung des Bodens; fördert biologische Vielfalt. Erhält physikalische Bodeneigenschaften Schutz und Wiedervernässung von Mooren Grünland schützen Dient Hochwasserschutz und hält bei nachhaltiger Bewirtschaftung den Wasserhaushalt aufrecht. Erhält Lebensraum für nistende Vögel Anbau von Deckfrüchten Verbessert Fruchtbarkeit des Bodens. Verringert Wasserbedarf und Erosion Erhält Lebensraum für spezialisierte Arten. Filtert Schadstoffe, schützt vor Überschwemmungen. Stoppt CO₂- Emissionen und speichert Kohlenstoff Klimaschutz erhält nicht nur den Kohlenstoffgehalt im Boden. Er verbessert auch die Artenvielfalt, die Luft, die wir atmen, und das Wasser, das wir trinken. GRAFIK: BODENATLAS 2024, EIMERMACHER/STOCKMAR+WALTER KOMMUNIKATIONSDESIGN, CC BY 4.0

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