18 FRANZISKANER 2|2024 Boden darf keine Landraub ist ein hochaktuelles Problem. Böden werden immer mehr zur Geldanlage. Was wenigen Profite sichert, hat für die lokale Bevölkerung oft Vertreibung und Armut zur Folge. Überall auf der Welt setzen sich Menschen gegen Landraub und dessen Folgen ein. Einer von ihnen ist Luon Sovath, ein ehemaliger buddhistischer Mönch aus Kambodscha. Luon lebt heute im Exil in der Schweiz, nachdem er zwangslaisiert wurde und aus Kambodscha fliehen musste. Er hatte sich in Kambodscha für Menschen eingesetzt, die von ihrem seit Generationen angestammten Land vertrieben worden waren. Steigende Landpreise und Spekulationen hatten zu einer Welle von Landraub geführt. Allein zwischen 2006 und 2014 hatten 300 Investorinnen und Investoren knapp zwei Millionen Hektar Land aufgekauft – etwa die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Kambodschas. Landenteignung ist keine Seltenheit im südostasiatischen Raum, aber auch in vielen anderen Regionen der Welt. Franciscans International, eine Nichtregierungsorganisation der franziskanischen Familie bei den Vereinten Nationen, macht immer wieder darauf aufmerksam, dass das Recht auf Nahrung ein Menschenrecht ist, das insbesondere in den Ländern des Globalen Südens durch Landraub aufs Sträflichste verletzt wird. Betroffen sind vor allem indigene Gemeinschaften und Kleinbäuerinnen und -bauern. Der ehemalige Mönch Luon Sovath verlor seine Heimat, hat aber noch Glück gehabt; andere Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger bezahlen ihr Engagement für die vom Landraub betroffenen Menschen mit dem Leben. Dass Konflikte um Land zugenommen haben, liegt vor allem daran, dass weltweit die Wüstenbildung zu- und die Bodenfruchtbarkeit abnimmt und somit gute Böden immer knapper und kostbarer werden. Die endliche Ressource wird zunehmend zur lohnenden Anlagemöglichkeit; eine Entwicklung, die durch die Finanzkrise und den sprunghaften Anstieg der Lebensmittelpreise noch beschleunigt wurde. Unter dem Begriff Landraub oder auch Land Grabbing wird die Aneignung von Landflächen, vor allem Agrarflächen, durch wirtschaftliche oder politische Akteure verstanden. Dabei handelt es sich häufig um den Kauf von Land auf fremdem Staatsgebiet. Ein spektakuläres Beispiel war im Jahr 2010 der Kauf von 2,8 Millionen Hektar Land in der Demokratischen Republik Kongo durch China. Landraub ist vor allem ein Problem in wirtschaftlich schwächeren Staaten. Aber auch in Deutschland gibt es betroffene Regionen. Landraub hat eine lange Tradition. Schon zu Zeiten des Kolonialismus wurden große Landstriche an zugewanderte Siedler verschenkt oder verkauft. Ein gutes Beispiel dafür ist der Umgang mit den First Nations in Kanada. Viele indigene Völker wurden vertrieben, umgesiedelt oder in Reservate gesperrt, da sie kostbares Land beanspruchten, das die europäischen Siedler nutzen wollten. Dabei stoßen zwei unterschiedliche Traditionen aufeinander. Die First Nations kannten die Idee von Landbesitz nicht. Sie sehen sich als Teil des KAUFRAUSCH Die drei Länder mit den meisten Investitionen in Land zwischen 2000 und 2020, nach Zielregionen, in Millionen Hektar BODENATLAS 2024 LANDMATRIX Afrika Asien Lateinamerika Osteuropa und Russland Ozeanien 0,8 3,2 1,7 0,1 0,8 1,5 4,8 0,9 2,0 3,6 0,1 2,9 Schweiz 6,6 China 8,1 USA 7,7 570 Millionen kleine landwirtschaftliche Betriebe gibt es weltweit. Sie sind von Flächen abhängig, die immer öfter global gehandelt werden. Schätzungen gehen von mindestens 100–213 Millionen Hektar aus, die seit der Jahrtausendwende zum Gegenstand von Landdeals wurden. Zum Vergleich: Die gesamte EU verfügt über gerade einmal 157 Millionen Hektar Agrarland. Weltweit bewirtschaften 1 % der Landwirtschaftunternehmen 70 % der landwirtschaftlichen Fläche … GRAFIK: BODENATLAS 2024, EIMERMACHER/STOCKMAR+WALTER KOMMUNIKATIONSDESIGN, CC BY 4.0
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=