Franziskaner - Sommer 2024

29 FRANZISKANER 2|2024 50 Prozent auf mittlerweile etwa 20 Prozent der Bevölkerung. Circa 50 Prozent der Bevölkerung sich Christen, die vor allem der Äthiopisch Orthodoxen Kirche – einer der ältesten christlichen Kirchen der Welt – angehören. Etwa 10 Prozent sind Mitglieder verschiedener protestantischer Kirchen und weniger als ein Prozent katholisch. Ungefähr 45 Prozent der Menschen bekennen sich zum sunnitischen Islam, knapp fünf Prozent hängen afrikanischen Religionen an. Die Bevölkerung definiert sich vor allem über ihre Zugehörigkeit zu einer der ungefähr 90 ethnischen Gruppen. Seit dem Sturz der sozialistischen Militärdiktatur 1991, die zuvor 1974 selbst den äthiopischen Kaiser gestürzt hatte, regierte die panäthiopische Rebellenallianz EPRDF. Das Parteienbündnis setzt sich zusammen aus verschiedenen Parteien, die die größten ethnischen Gruppen repräsentierten. Nach der 1995 in Kraft getretenen Verfassung ist Äthiopien ein föderaler und demokratischer Staat. Die Grenzen der Bundesstaaten orientieren sich an den ethnischen und sprachlichen Grenzen und an den traditionellen Siedlungsräumen. So entstanden neun ethnisch definierte Regionalstaaten mit dem Anspruch auf eine eigene Flagge, Verfassung, Parlament, Gericht und Polizei. Tigray ist eine dieser Bundesstaaten. Die Sicherheitskräfte einzelner Bundesstaaten und zusätzlicher ethnischer Milizen sollen teilweise bis über 200.000 Bewaffnete umfassen. Da es auch innerhalb der Bundesstaaten noch zahlreiche ethnisch definierte teilautonome Regionen gibt und etliche Grenzen umstritten sind, findet sich hier ein riesiges Konfliktpotenzial. Vom Friedensnobelpreisträger zum Kriegsfürsten Innerhalb des Parteienbündnisses hatte bis 2018 die tigrische Partei TPLF traditionell den Führungsanspruch. Sie hatte den Widerstand gegen die Militärdiktatur angeführt. Und obwohl Tigrayer nur einen Anteil von sechs Prozent der äthiopischen Bevölkerung repräsentieren, stellten sie den Ministerpräsidenten und hatten sie sich zentrale Stellen im Militär, im Staatsapparat und in der Wirtschaft gesichert. Jahrelange blutige Unruhen vor allem gegen die Machtkonzentration der TPLF führten 2018 nach Auseinandersetzungen in der EPRDF zum Rücktritt des bisherigen Ministerpräsidenten und zur Die Länder, in denen sich die humanitäre Lage in Folge von bestehenden Kriegen und gewaltsamen Konflikten im nächsten Jahr voraussichtlich am stärksten verschlimmern wird nach Untersuchungen von IRC Emergency Rescue (internationale humanitäre NGO) Die vollständige IRC Emergency Watchlist 2024 ▶▶ www.rescue.org/de/watchlist2024 Top 10 Platzierungen weitere 10 Länder ohne Reihenfolge 1 6 8 10 9 3 4 7 2 5 Burkina Faso Südsudan Tschad Jemen Syrien Ukraine Afghanistan Nigeria Zentralafrikanische Republik Mali Somalia Sudan Myanmar Besetztes Palästinensisches Gebiet Äthiopien Demokratische Republik Kongo Niger Libanon Haiti Ecuador

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