40 FRANZISKANER 2|2024 Am Ende meines Studiums bin ich durch die Begegnung mit japanischer Kunst immer häufiger auf das Wort Zen gestoßen. Die einfache Übersetzung ist: Zen (japanisch) kommt von Chan (chinesisch) und das wiederum von dhyana (Sanskrit, Altindisch) und heißt nichts anderes als Meditation. »Zen kann man nicht erklären, man muss es erfahren« und »Zen ist jenseits von Begriffen und Erklärungen« waren Aussagen, auf die ich immer wieder stieß. Durch den Hinweis eines Freundes bekam ich die Gelegenheit, an einem Sesshin – mehrtägiger intensiver Zen-Kurs – teilzunehmen. Ohne allzu große Vorrede ging es am ersten Abend einfach los: fast 30 Minuten stillsitzen, fünf Minuten Pause – schweigend – und noch einmal 30 Minuten stilles Sitzen. Nur gut, dass ich vorher schon ein wenig den halben Lotussitz geübt hatte. Am nächsten Morgen ging es genauso weiter. Erst kurz vor Mittag gab es Erklärungen, wie man »richtig sitzt« und wie man atmet und den Atem zählt und sonst: nur sitzen, nur sitzen (shikantaza), ohne Absicht, ohne Ablenkung und ohne Gedanken – wenn irgend möglich – sich ganz dem Atmen überlassen. Den Atem zu zählen sollte dabei eine wichtige Hilfe werden und die Augen leicht geöffnet zu halten, um in diesem Raum da zu sein und nicht »abzuheben«. Auch gehen, essen und ruhen sollten bewusst still und gesammelt im Schweigen geschehen. In den Pausen und beim Essen sollten wir uns nicht so viel mit Mimik und Gestik »unterhalten«, sondern nur aufrecht, ganz gesammelt und aufmerksam bei uns sein, beim Atem und der augenblicklichen Tätigkeit, dem Essen. Nach dem Mittagessen und einer Pause ging es dann im gleichen Stil weiter. Der Roshi (Lehrer/Meister) korrigierte hier und da die Sitzhaltung, gab denen, die es wollten, ein paar Schläge zur Lockerung der Muskulatur und sonst immer dasselbe: nur sitzen, nur sitzen! In den kurzen »Pausen« gab es ein langsames oder auch schnelles aufrechtes Gehen (kinhin), das aber die Meditation nicht unterbrechen sollte. Das erste Sesshin bedeutete fünf Tage völliges Schweigen und täglich zwölfmal eine halbe Stunde stillsitzen (Zazen). Erst machte mir die Körperhaltung keine Schwierigkeiten, und auch alles Drumherum war neu und interessant. Doch das Neue war bald vorbei und dann immer nur dasselbe! Als dann am dritten Tag auch noch Schmerzen in den Beinen und im Rücken auftraten, kamen die Zweifel: Warum mache ich das eigentlich? Das Zählen des Atems und das ganz Dabeibleiben, was erst so leicht erschien, wurde immer schwieriger: Die Gedanken liefen davon, waren überall, nur nicht beim Atmen. Bei einer Sitzung wurden die Rückenschmerzen schier unerträglich. Die einzige Möglichkeit sich zu bewegen war, durch eine Verbeugung um Schläge zu bitten. Eigentlich hatte ich mir geschworen, das nie zu tun – wer bin ich denn, dass ich mich schlagen lasse! Doch irgendwann habe ich mich verbeugt. Die Schläge allerdings, die mir der Roshi gab, nachdem er mich zurechtgerückt hatte, trafen die Muskeln R olf Fleiter OFM Was mi c h berei c he r t Zen --
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