23 FRANZISKANER 3|2024 Andreas Brands OFM Beten – etwas Verstaubtes, Antiquiertes?! Etwas für die Frommen? Oft gleichgesetzt mit Ritualen, alter Sprache, Worthülsen, Theologie, Unverständlichkeiten. Was hat das mit meinem Leben zu tun? Für mich ist »beten« ein urmenschliches Tun. Es gehört zum Wesen des Menschen. In dem Moment, in dem ich mich als Geschöpf erkenne, beginnt die Suche nach dem Dialog mit meinem Schöpfer; dem, der sich uns zuneigt, aber auch immer wieder entzieht. Geheimnisvoller Gott, der sich nicht zeigt wie ein Gegenüber, der nicht zu mir spricht wie ein Mensch. Und doch ist es die uns umgebende Welt, in der sich Gott zeigt: in der Schöpfung; in Menschen, die unsere Wege kreuzen; in meiner Biografie. Um seine Antwort zu hören, braucht es eine Gestimmtheit und ausgespannte Antennen, die auf ihn ausgerichtet sind. Es braucht »Innehalten« und »Still werden«. Es braucht Unterbrechung und dann das Risiko der vertrauensvollen Du-Anrede. In den Gebeten dieser Ausgabe schwingen die Suchbewegungen von Menschen mit, die sich auf den Weg machen, neue Gottesbilder auszumachen, um mit diesem Gott ins Gespräch zu kommen. In diesen Texten zeigt sich: Beten ist kein Selbstgespräch. Die Betenden rechnen mit einem Gegenüber, das sie hört. Ich wünsche Ihnen Inspirationen fürs Beten – wo auch immer und in welcher Form auch immer. ALLE BILDAUSSCHNITTE UND DAS KOMPLETTE BILD AUF DIESER SEITE: © JENE STEPHANIUK – UNSPLASH.COM | ALLE VÖGEL © BIROL – STOCK.ADOBE.COM Das erste Gebet stammt aus der Feder des Franziskus von Assisi; das zweite – ein Dialog – ist privaten Aufzeichnungen entnommen; das dritte Gebet von Dorothee Sölle ist dem Gebetbuch »Beten durch die Schallmauer« (© 1997, KJG Verlagsgesellschaft mbH, Neuss, S. 229) entnommen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Abdruckgenehmigung. 2024
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