24 FRANZISKANER 3|2024 Geistlicher Wegbegleiter Herbst 2024 In der franziskanischen Tradition beten wir dieses Gebet mehrfach am Tag – jeweils zu Beginn oder am Ende des gemeinschaftlichen Betens. Wie eine Art Mantra begleitet es den Tag. Im Testament des heiligen Franziskus von Assisi aufgezeichnet, greift es zurück auf die Erfahrung des Heiligen vor dem Kreuzbild von San Damiano, vor dem Franziskus die Stimme Jesu hörte, die Kirche wieder aufzubauen. Es sind nur wenige Worte, die dieses berühmte Gebet kennzeichnen, und in ihnen kondensiert die Christuserfahrung von Franziskus, wie sie sich in den fünf Teilstücken des Gebetes zeigt: Die höchste Stufe des Gebetes – Anbetung, Preis Der Adressat – Herr Jesus Christus Der Ort – hier und in allen deinen Kirchen Der Grund – weil du durch dein heiliges Kreuz das Geschenk an uns – du hast die Welt erlöst Dieses kleine Gebet ist ein Credo, ein Glaubensbekenntnis, das man nicht einfach nur nachsprechen oder mitbeten kann. Es lädt ein, sich darüber Rechenschaft zu geben, an wen und an was man selbst glaubt. Verdichtet wird in dem einen Gebetssatz die aus dem Glauben erkannte Haltung, durch Anbetung des einen Herrn – egal wo – das zu bekunden, was er an uns getan hat. Wo das Kreuz im persönlichen Erleben immer auch durchkreuzte Pläne, Träume, Fragen, Wege und Schritte meint, ist es für Franziskus der Anfang einer verwandelten, ja erlösten Welt. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus – hier und in allen deinen Kirchen auf der ganzen Welt – und wir preisen dich, weil du durch dein heiliges Kreuz die Welt erlöst hast. Aus dem Testament des heiligen Franziskus, 4–5
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