35 FRANZISKANER 3|2024 P aul Zahner OFM »Feuersglut himmlischer Sehnsucht« Zum 750. Todestag des heiligen Bonaventura Geboren wird Johannes Fidanza (Ordensname: Bonaventura) 1217 oder 1221 in Bagnoreggio bei Orvieto. Die etruskische »Cività« ist als Städtchen auf dem Hügel bis heute faszinierend. Ein Ort mitten in allem und letztlich über allem stehend. Er beginnt 1235 seine Studien in Paris und tritt 1243 in den Franziskanerorden ein. Nach den Grundstudien studiert er Theologie und wird 1253/54 Magister (Professor) der Theologie. Am Pariser Ordensstudium lehrt er Theologie. Am 2. Februar 1257 wird er zum Generalminister und Leiter des Minderbrüderordens in allen Ländern gewählt. Nun ist er dauernd von einer Gemeinschaft zur anderen und von einem Problemfeld zum anderen zu Fuß auf den Straßen Europas unterwegs. Krise auf dem Berg La Verna All das führt ihn selber in eine tiefe Krise hinein. Wie lebt ein Franziskaner? Auf welche Art soll der Orden organisiert werden? Was wollte Franziskus wirklich? Welche Dienste sollen Ordensbrüder tun? Im Herbst 1259 zieht er sich auf den Berg La Verna zurück, um in der Einsamkeit Antworten auf diese Fragen zu finden und um sich selber wieder zu finden. Eine Kapelle zeigt bis heute den Ort des Gebetes Bonaventuras in einem sehr kleinen Raum mitten in den Felsen, nicht weit entfernt vom heute bezeichneten Stigmatisierungsort des Franziskus. Intensiv setzt sich Bonaventura mit der stillen Zeit des Franziskus auf dem Berg La Verna auseinander und entdeckt das Geheimnis der Kontemplation, also eines intensiven Lebens aus dem ihn selbst wandelnden Gebet. Auf dem Berg La Verna entsteht der »Pilgerweg der Seele zu Gott«, der den Weg des Menschen schlechthin darzustellen versucht. Der Seraph, dem Franziskus begegnet, ist nach Bonaventura die Gegenwart des dreieinen Gottes, dessen uns berührende Seite Jesus Christus ist. Je zwei Flügel der sechs Flügel kommen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist zu. Franziskus begegnet dem dreieinen Gott und wird durch ihn verwandelt. Bonaventuras Theologie und Spiritualität drehen sich vor allem um den dreieinen Gott und finden in ihm Halt und Mitte. Formulierung der franziskanischen Spiritualität Bonaventura beginnt, Brüder, aber auch andere Menschen über Franziskus und menschliche Erlebnisse mit ihm zu befragen. Daraus entstehen nach verschiedenen schon vorhandenen Berichten seine »Große und Kleine Wer kennt heute den heiligen Bonaventura? Sicher franziskanische Ordensleute, selten Theologinnen und Theologen und noch seltener Menschen, die einen geistlichen Weg suchen und eines seiner Werke zu lesen beginnen. Sein persönlicher Weg zeigt uns jedoch, wie Gottsuche in eine tiefer überlegte Sehnsucht hineinzuführen vermag. Doch wie ist das möglich? Bonaventura wird als »Fürst unter den Mystikern« (Papst Leo XIII.) bezeichnet, und sein äußerer und innerer Weg ist eindrücklich. Kernbegriff seiner geistlichen Sichtweise ist die »Feuersglut himmlischer Sehnsucht«, die wie eine geistliche Vision über allem steht und dieses Feuer ins Zentrum seines Lebens zu stellen vermag. Der Schweizer Franziskaner Dr. Paul Zahner ist Theologe und lehrt die franziskanische Spiritualität. Er ist Seelsorger und Dozent für das Franziskanische in den Monastischen Ordensstudien der Hochschule Heiligenkreuz.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=