Franziskaner - Herbst 2024

40 FRANZISKANER 3|2024 und die Sprachbarriere. Die meisten Leute, mit denen ich hier Kontakt habe, sprechen kein Englisch. Das hat mir am Anfang oft das Gefühl gegeben, dass ich gar nicht wirklich etwas beitragen oder helfen kann. Aber das ist inzwischen wirklich besser geworden. Und die zweite Herausforderung ist, die Armut und die sozialen Verhältnisse hier zu sehen. Aber auch die sozialen Strukturen sind mir teilweise fremd gewesen. Achtjährige Jungs stehen beispielsweise über der Mutter in der familiären Hierarchie. Das alles war ein Kulturschock für mich, an den ich mich erst mal gewöhnen musste. Es ist eine schwierige Erfahrung, aber auch eine sehr wertvolle: einerseits, dass Menschen auch in einem Land innerhalb Europas in solchen Verhältnissen leben; andererseits, dass die Menschen, die hier leben, trotzdem ein normales und ein schönes Leben führen können. Jakob: Für mich besteht die Hauptherausforderung in der Selbstorganisation und auch in der Informationsweitergabe. Dadurch, dass ich in verschiedenen Zentren arbeite, muss ich Informationen selbst beschaffen, und es gehen wichtige Informationen manchmal einfach verloren. Es ist alles nicht so strukturiert, wie man das aus Deutschland gewohnt ist. Manchmal verpasst man dadurch wichtige Informationen, die man eigentlich gebraucht hätte. Eine andere Herausforderung kann sein, dass man sich manchmal selbst Aufgaben suchen muss. Es wird nicht immer direkt gesagt, was gemacht werden soll, sondern man muss manchmal gezielt fragen, was man machen kann. Warum würdet ihr euer Projekt weiterempfehlen, und was sollte man mitbringen? Nika: Ich würde das Projekt auf jeden Fall weiterempfehlen, weil man wirklich im Leben und im Alltag der Schwestern dabei ist und dadurch auch sehr viele Menschen kennenlernt. Vor allem auch Menschen, mit denen ich in Deutschland niemals Kontakt gehabt hätte, weil sie einfach ein ganz anderes Leben führen als ich. Wem ich es nicht empfehlen würde, sind Menschen, die ein festes Umfeld im Sinne von Freunden im eigenen Alter brauchen. Ich habe damit bisher kein Problem, weil ich so viele andere Menschen kennengelernt habe, mit denen ich Zeit verbringe. Jakob: Ich schätze an meinem Projekt sehr, dass die Menschen sehr herzlich sind und sich einfach freuen, dass man da ist. Außerdem finde ich an dem Projekt bemerkenswert, dass man wirklich sehr viele Freiheiten hat. Je nachdem, für was man sich interessiert, kann man seinen Wochenplan selbst gestalten und nach den eigenen Stärken und Interessen arbeiten. Man kann sehr flexibel sein, und deswegen ist die Arbeit sehr vielfältig. Und: Das Land ist wunderschön! Marie: Für mich ist der Hauptempfehlungsgrund eigentlich die Gemeinschaft. Durch die Gemeinschaft an der Schule wird so viel ermöglicht. Und es ist ein guter Ort für Völkerverständigung. Verschiedene Religionen treffen aufeinander, verschiedene Ansichten. Und es geht einfach darum miteinander und voneinander zu lernen. Das ist mir sehr positiv aufgefallen. René Walke OFM (links) mit Team und Freiwilligen beim Zwischenseminar zur Auswertung der bisher gemachten Erfahrungen Nikas Einsatzort in einem albanischen Kindergarten © FRANZISKANISCHER FREIWILLIGENDIENST – FRANZISKANISCH EUROPÄISCHE ERFAHRUNGEN UND PRIVAT

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