19 FRANZISKANER 4|2024 Thomas Faist ist Professor für Transnationale Beziehungen, Entwicklungs- und Migrationssoziologie an der Universität Bielefeld. Er berät die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz. begreifen keine Berechtigung haben hierherzukommen. Und das überträgt sich letztendlich auch auf das Resettlement. Das Argument, wir sollten erst mal weniger oder niemanden mehr bei uns aufnehmen, um die zu integrieren, die schon da sind, hat noch mehr Restriktionen zur Folge. Dieses Argument führt in der Regel dazu, die Skepsis gegenüber Menschen, die schon längst hier leben und sich niedergelassen haben, zu erhöhen. Und sie führt dazu, dass Programme wie Resettlement es noch schwerer haben. Resettlement ist eine Maßnahme, die zudem bisher nicht gerade sehr erfolgreich war. Ich halte es daher für schwierig, ein Programm zu empfehlen, das sowieso schon schlecht läuft und nicht gerade mit Akzeptanz gesegnet ist. Es dann noch durch restriktive Politik zu gefährden, halte ich für höchst fahrlässig. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, meint dagegen: »Deutschland muss für Zuwanderer attraktiver werden«, da Deutschland dringend jährlich bis zu eine Million Zuwander:innen braucht – hoch- und geringqualifizierte –, um den massiven Arbeitskräftemangel auszugleichen. Er fordert, den Fokus vor allem auf die Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft zu legen. Wie beurteilen Sie diesen Ansatz? Ich glaube, dass dieser Ansatz richtig ist, aber noch ergänzt werden müsste. Zum Beispiel: Wer profitiert von dieser Arbeitsmigration? Die Unternehmen, die die Menschen einstellen, profitieren. Aber es müssen auch Schulplätze bereitgestellt und Wohnungen gefunden werden. Und dafür sind Institutionen zuständig, die schon seit den 1960er-/1970erJahren sagen, dass sie nur die Kosten tragen und andere die Gewinne erhalten. Ich glaube, es reicht nicht, nur aus wirtschaftlicher Sicht zu argumentieren. Wirtschaftliche Aspekte gehen immer in Konflikte und Debatten über, wer gewinnt und wer Nur zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Nahverkehrs willkommen? Der Schleswig-Holsteinische Verkehrsminister Claus Rune Madsen (CDU) begrüßt im September 2024 in Kenia angeworbene zukünftige Busfahrerinnen und Busfahrer bei »Aktiv Bus Flensburg«. © PICTURE ALLIANCE/DPA/AXEL HEIMKEN | PORTRÄT PROF. FAIST © MIKE-DENNIS MÜLLER
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