Franziskaner - Winter 2024

25 FRANZISKANER 4|2024 Geistlicher Wegbegleiter Winter 2024|25 Die Anrede lässt aufhorchen. Ein Gebet zu beginnen mit einem Gottesnamen, der von uns wenig genutzt wird, macht es zu einem besonderen Gebet. Aus der Tiefe und ohne Vorwarnung steigt die Gewissheit auf: Ich fliehe. In die Aufzählung der bereits Geflohenen reiht sich ein Mensch ein, von dem wir nichts wissen. Beten ist Erkennen, das eigene Tun ergründen, dem persönlichen Gedanken auf die Schliche kommen, die unlauteren Motive aufdecken. Weil es meine Wirklichkeit ist, der ich nicht ausweichen kann. Wenn ich all das ungefiltert in die Hände Gottes lege, dann erhoffe ich mir zu dem Erkannten auch den Mut genau hinzuschauen. Nichts wegzulassen. Und Wandlung zu erlangen, zumindest eine Veränderung. Beten hofft auf die Macht des Veränderbaren. Ewiger. Ich fliehe. Ich fliehe die Welt. Ich fliehe mir. Nur weg, weg, weg, weg. Kann mein Spiegelbild nicht ertragen. Nicht sehen die Trauer in den Augen. Wie viele andere Menschen sind schon geflohen – vor dir, deinem Wort, deinem Auftrag, deiner Wirklichkeit, vor der Gefahr. Jona – Elija – Jakob – selbst Josef mit seiner jungen Familie. Wir Menschen fliehen. Nur kurz ist die Atempause. Dann wartet die Rückkehr auf uns. Stell dich mir in den Weg, damit ich mich stelle. Gott, halte mich auf, dann bin ich gehalten. Rück mir auf den Leib. Hole mich zurück. Zu mir.

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