Franziskaner - Winter 2024

32 FRANZISKANER 4|2024 Für eine nachhaltige Nachhaltig investieren, verantwortlicher Umgang mit Ressourcen und die Klimakrise in den Griff bekommen sind heute wichtige politische Ziele. Viele diskutieren über diese Herausforderungen, aber gehandelt wird nur eingeschränkt und schleppend. Das Wissen um die kritische Situation, in der die Welt sich befindet, und die Bereitschaft entsprechend zu handeln, klaffen weit auseinander. Es gilt weiterhin: Die Wirtschaft muss wachsen und der konsumorientierte Lebensstandard erhalten bleiben. Was meinen wir, wenn wir »Freiheit« fordern? Diese bis heute zentrale Frage beschäftigte den franziskanischen Philosophen Petrus Johannis Olivi bereits im 13. Jahrhundert. Das Bildnis des frühen franziskanischen Gelehrten ist in der Chiesa S. Francesco zu finden, die zum Museo civico in Montefalco gehört. © Da mag es erstaunen, dass von einem so gut wie unbekannten Franziskaner des 13. Jahrhunderts Leitideen kommen, die auch in der heutigen Situation bedenkenswert sind. Es handelt sich um den aus der Provence stammenden Petrus Johannis Olivi (ca. 1248–1298) – zu seiner Zeit ein unbequemer Philosoph und Theologe, der immer wieder zum Schweigen gebracht werden sollte. Dennoch wurden seine Lehre und Schriften immer wieder zitiert, so auch von dem wichtigen Franziskanertheologen Johannes Duns Skotus und einem der berühmtesten Prediger auf den Marktplätzen des Mittelalters, Bernhardin von Siena. Rehabilitiert wurde er allerdings erst in unserer Zeit, u. a. von dem kanadischen Franziskaner David Flood, dessen Forschung Ausgangspunkt für diese Jahresserie über die franziskanische Geschichte ist. Zu den großen Herausforderungen Olivis gehört das Thema der menschlichen Freiheit. Wer sich mit Olivis Freiheitsbegriff beschäftigt, wird feststellen, dass dieser sich im Widerspruch zu einem heute weitverbreiteten Freiheitsverständnis befindet. Heute sprechen viele von »Freisein von – um zu tun, was ich will,

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=