Der franziskanische Wegbegleiter | Frühjahr 2025 MeinGott! Da sind sie wieder, kleine Ausrufe und Sätze. Selbstverständlich kommen sie mir über meine Lippen. Ohne mein Zutun, aus dem Nichts, eingeübt und bekannt. Automatisch setze ich den Gottesnamen an den Anfang, als ob ich mit ihm sprechen würde, als ob es ein Gebet würde. Dabei sind diese Sätze so ganz anders: Mein Gott, stell Dich nicht so an! Mein Gott noch mal! Mein Gott, wie oft muss ich Dir das noch sagen? Mein Gott, nu fahr doch! Mein Gott, kannst du nicht aufpassen? Mein Gott, … Mal angenommen, diese Sätze wären eine direkte Anrede Gottes. Und: Gott fühlte sich angesprochen. Was müsste er von uns denken? Er müsste denken, dass wir ihn sehen als einen, der sich anstellt wie ein Kind; dass wir ihm gegenüber ungeduldig sind; dass wir ihn für begri¨sstutzig halten; dass wir viel von ihm erwarten; dass er sich ungeschickt anstellt. Bisweilen scheint genau das auch unserer Gottesvorstellung zu entsprechen. Welches Bild habe ich eigentlich von Gott? Und: Drückt sich das nicht auch gerade in den oftmals unreflektierten Worten aus, die ich gebrauche? Als würden Eigenschaften, die ich insgeheim Gott andichte, auf diese Weise ihren Ausdruck finden. Und ich erinnere mich: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. (Ex 20,7) Seit alters her ist das eine göttliche Anordnung, wie sie uns in den Zehn Geboten überbracht wurde: Achte den Namen! Achte dein Gegenüber, das du ansprichst. Er bezeichnet jemanden. Es wäre schade, wenn der Name Gottes zu so etwas Trivialem würde wie in den aufgeführten Beispielen.
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