Franziskaner - Frühling 2025

34 FRANZISKANER 1|2025 Franciscans International (FI) ist eine Organisation der weltweiten »Franziskanischen Familie« und hat einen allgemeinen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. Die Nichtregierungsorganisation unterhält Büros in Genf und New York und hat Zugang zu allen wichtigen UN-Gremien. Als Anwältin für Menschenrechte bringt FI Anträge ein und unterstützt Angehörige benachteiligter Gruppen, ihre Anliegen direkt vor den zuständigen UN-Gremien zu vertreten. www.franciscansinternational.org Das Recht auf den Schutz der Umwelt Die Botschaft des heiligen Franziskus – unsere Verbundenheit mit der gesamten Schöpfung – findet auch in internationalen Debatten über Umweltpolitik Widerhall. Am eindrücklichsten ist dies in der Entscheidung der UN-Generalversammlung von 2022 sichtbar, die eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt als Menschenrecht anerkannte. »Es gibt viele inspirierende religiöse und spirituelle Texte, die sich in einem Punkt einig sind: Wir als Menschen sind ein Teil der Natur und als solcher von ihr abhängig. Wir sind mit unserer Umwelt verbunden und müssen sie respektieren«, sagt Astrid Puentes Riaño, UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf eine gesunde Umwelt. »Solche Texte waren auch bei Prozessen wie dem Pariser Abkommen nützlich, wo sie dazu beitrugen, die Verhandlungen zu inspirieren und die Bedeutung der Ergebnisse zu verstehen.« Eine besondere Berufung Als Sonderberichterstatterin ist Astrid Puentes Riaño Teil des sogenannten »Sonderverfahrens« des Menschenrechtsrats. Sonderberichterstatter:innen sind Expert:innen auf ihren Gebieten und führen Forschungs- und Erkundungsmissionen zu einzelnen Ländern oder bestimmten Menschenrechtsfragen durch und berichten der internationalen Gemeinschaft ihre Ergebnisse. Im Zuge dieser Arbeit wenden sie sich häufig an zivilgesellschaftliche Organisationen wie Franciscans International, um Informationen darüber zu sammeln, was vor Ort wirklich passiert. Obwohl der Menschenrechtsrat die Mandate erteilt, sind Sonderberichterstatter:innen unabhängig, werden nicht bezahlt und aufgrund ihrer Fachkenntnisse ernannt. Manchmal geraten Sonderberichterstatter:innen öffentlich mit Staaten aneinander, weil sie Menschenrechtsverletzungen anprangern. Bevor Frau Riaño 2024 in diese Position berufen wurde, arbeitete sie mehr als zwanzig Jahre lang an der Schnittstelle von Umweltrecht, Menschenrechten und Klimawandel. In ganz Lateinamerika unterstützte sie Gemeinden und indigene Völker, die für den Schutz ihrer Länder kämpften. Mit ihrer akademischen Expertise war sie eine der führenden Aktivist:innen, die die UN-Generalversammlung dazu drängten, das Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt anzuerkennen. Im vergangenen Jahr arbeitete sie auch mit Franciscans International zusammen, um einen neuen Leitfaden zu erstellen, der genau erklärt, was das Recht auf eine gesunde Umwelt bedeutet und wie Menschen es nutzen können. Das Recht auf eine gesunde Umwelt umfasst verschiedene wesentliche Elemente, die respektiert werden müssen, wie saubere Luft, ein sicheres Klima, gesunde Lebensmittel und sauberes Wasser. Aber auch verfahrenstechnische Elemente wie der Zugang zu Gerichten und Informationen sowie die Beteiligung der Öffentlichkeit sind darin enthalten. Ein Anlass zur Ho¨nung Das Konzept selbst ist nicht neu: Über 150 Länder erkennen das Recht auf eine gesunde Umwelt bereits als Teil ihrer nationalen Gesetze oder regionalen Verträge an. In manchen Ländern hat dies zu einigen sehr konkreten positiven Ergebnissen geführt: »La Oroya ist eine Kleinstadt in den peruanischen Anden, die in den 1990er-Jahren als einer der am stärksten verschmutzten Orte der Welt galt. Fast jedes Kind in der Gegend hatte ge²ährlich hohe Bleiwerte im Blut«, sagt Frau Riaño. Die Quelle des Bleis und anderer Schadstoffe war die örtliche US-amerikanische Eisenschmelzerei. Obwohl die Gemeinde schon früh Alarm schlug, weigerte sich das Unternehmen, seine Emissionen zu regulieren, und die Regierung leugnete die von der Gemeinde vorgelegten Beweise. Stattdessen schoben sie die Schuld auf durch die Stadt fahrende Lkw und mangelnde Hygiene. Die einzige Reaktion der Behörden bestand darin, eine Kampagne zum Händewaschen zu starten.

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