Franziskaner - Sommer 2025

15 FRANZISKANER 2|2025 Gemeinschaft statt Spaltung Wie Kirchengemeinden Menschen wieder zusammenbringen Maximilian Feigl Um einer Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, braucht es Gelegenheiten, bei denen Menschen mit unterschiedlichsten Biografien zusammenkommen – wo sie sich kennenlernen und austauschen können – von Mensch zu Mensch. Solche Angebote finden sich bei Kirchengemeinden wie St. Bonifatius in Frankfurt am Main oder der Gesamtkirchengemeinde in Filderstadt. Ein bekanntes Projekt ist die »Schwester-Pommesbude« in Frankfurt. Auf dem Kirchplatz von St. Aposteln – einem der vier Kirchorte der Pfarrei St. Bonifatius – gibt es donnerstagabends Pommes frites aus hochwertigen, gespendeten Zutaten. Dazu werden von Ehrenamtlichen selbst gemachte Soßen gereicht. Bezahlen müssen die Gäste hierfür nichts. Das Essen gibt es auf Spendenbasis, und alle geben, was sie können. So sollen die Menschen im Stadtteil Sachsenhausen zusammenfinden. »Und das funktioniert gut«, sagt Schwester Bettina Rupp. Die Steyler Missionsschwester ist als Sozialarbeiterin für viele der Projekte in der Gemeinde mitverantwortlich. »Schon bevor wir 2016 in die Gemeinde gekommen sind«, erzählt sie, »haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir mit den Leuten ins Gespräch kommen können. Und Pommes und Fußball ist ja eigentlich immer etwas, wo sich ganz unterschiedliche Menschen treffen.« »Aus diesen und anderen Begegnungen – etwa beim gemeinsamen Mittagessen in der Wohnungslosenhilfe – sind dann weitere Projekte entstanden«, berichtet Schwester Bettina. Eines der ersten war das Kleidercafé. Mit seinem »Boutique-Konzept« mit Kaffee und Kuchen hebt es sich von herkömmlichen Kleiderkammern ab und trägt der Tatsache Rechnung, dass sich hier Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus treffen. So erfreut sich das Kleidercafé sehr großer Beliebtheit; inzwischen hat es drei Nachmittage in der Woche geöffnet. Zu den weiteren Projekten von St. Bonifatius gehören heute beispielsweise ein Kirchenkino, eine Gesprächsoase, eine Bücherlounge, eine Wärmebank und ein »Open Fridge«. Dabei handelt es sich um eine Art Tauschbörse für Lebensmittel, bei der jede und jeder etwas aus dem für alle zugänglichen Kühlschrank herausnehmen, aber auch hineinstellen darf. »Was unsere Angebote zu etwas ganz Speziellem macht, ist, dass sie seit der Corona-Pandemie alle in unserem Kirchraum beherbergt werden«, so Schwester Bettina. »Das heißt, man findet hinten in der Kirche den Kaffeebereich, auf der Orgelbühne die Boutique und in der Seitenkapelle den Open Fridge und Geschenkeschränke. Das ist keine Umwidmung von Kirche, sondern eine Möglichkeit als Kirche wirksam zu sein. Jeder und jede, die hier hineinkommen, wissen, wo sie sich befinden; sie sind aber völlig frei darin, wie sie mit diesem Angebot Kirche umgehen.« Die Ideen der Steyler Schwestern und der Pfarrei St. Bonifatius kommen in ihrer Nachbarschaft gut an; sogar so gut, dass die Menschen nicht nur gerne teilnehmen, sondern beständig ihre Hilfe anbieten oder auch selbst etwas anbieten wollen. Auf diese Weise Ein Gemeindeprojekt: die »Schwester-Pommesbude« Die Gemeinde St. Bonifatius in Frankfurt am Main schafft Orte der Begegnung wurden die Erweiterung der Öffnungszeiten des Kleidercafés ebenso möglich wie neue Angebote, etwa ein Gemeinschaftskochkurs und ein Upcycling-Kurs. Lilian Wykipil, Pastoralreferentin der Gemeinde, erklärt: »In St. Aposteln sind alle willkommen. Hier ist für jeden Platz, BEGEGUNGSORTE UND POMMESBUDE © GEMEINDE ST. BONIFATIUS

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